More (BRD/F/Lux 1969, Barbet Schroeder) (DVD)
Was Schroeder in seinem Debutwerk behandelt, ist nicht weniger als der Abgesang auf die Hippie-Ära. Schon 1969 hat sich für ihn die Weltflucht der „Generation of Love“ in die Drogen als Weg ohne Rückkehr gezeigt. Er lässt seinen hoffnungsvollen deutschen Uni-Absolventen Stefan zuerst nach Paris reisen, dort die ehemalige heroinabhängige Amerikanerin Estelle kennen lernen und schickt dann beide in ihr sicheres Ende auf die Ferieninsel Ibiza. Dort stiehlt Estelle einem reichen deutschen Gönner 200 Portionen Heroin und hängt bald wieder an der Nadel. Stefan, der das zunächst vollkommen ablehnt, überredet sie schließlich doch zu einem Fix und besiegelt damit sein Schicksal. Nach und nach verlieren die beiden den Bezug zur Realität, bringen sich an den Rand des physischen und sozialen Ruins und können doch nicht aufhören und erst recht nicht voneinander loskommen. Schroeders Film problematisiert den Übergang von den „weichen“ bewusstseinserweiternden Drogen zu den harten „Realitätsfluchthelfern“ sogar, gibt Stefan und Estelle mehrere Möglichkeiten auszusteigen und umzukehren. Aber gerade ihr alternatives Weltbild scheint sie zu zwingen, diesen Weg des Nonkonformismus bis zu Ende zu gehen.

„More“ ist ein überaus bitterer Film, weil seine Bildsprache in so krassem Gegensatz zu seiner Fabel steht. Der Grund der Veröffentlichung der Filme war offenbar die Tatsache, dass „The Pink Floyd“ (damals noch mit „The“) den Soundtrack zum Film beigesteuert haben. Die wenigen reinen Instrumentalstücke auf deren Album „More“ haben allerdings nur selten Gelegenheit zum Soundtrack zu werden; zumeist werden die Songs als Source Music in die Handlung eingebaut, dann auch nur angespielt und damit zum akustischen Illustrator von „Hippieness“. Dass die Musik der Floyds eigentlich schon damals noch ganz andere Konnotationen gehabt hat (gerade Stücke wie „‚Quicksilver“ und „Cirrus Minor“ belegen dies), vermittelt der Film allenfalls in seinem kritischen Gestus.



