Manche mögen den kalten Krieg heiß

Eins, Zwei, Drei (One, Two, Three, USA 1961, Billy Wilder) (DVD)

Wilders Cold-War-Comedy bildet den Auftakt zu einer kleinen Retrospektive, die ich zum Werk des Regisseurs plane. Anfangs braucht der Film etwas um warm zu werden (oder ich, um mit ihm warm zu werden); aber in dem Moment, wo Horst Bucholz als proletenhafter Proletarier auftritt und dem Coca-Cola-Magnaten die Revolution an den Hals wünscht, überschlägt sich das Drehbuch förmlich. Allein das Sprachwitz-Talent James Cagneys ist unerhört und hier sicherliche einer der Höhepunkte der Komödien-Filmgeschichte.

Wie Wilder den noch in den Kinderschuhen steckenden kalten Krieg (der mit dem Bau der Berliner Mauer und danach der Invasion der Kubanischen Schweinebucht seinen Höhepunkt findet) hier quasi metaphorisch als Ost-West-Handelsbeziehung und -Paarbildung vorwegnimmt, hat schon fast hellseherischen Wert. Die großen Systeme entlarven sich in „Eins, Zwei, Drei“ gegenseitig in ihrer Scheinhaftigkeit, indem Wilder deren Statthalter (eben: Cagney und Buchholz) mit den Insignien der Ideologie wedeln lässt. In der Autofahrt zum Flughafen gegen Ende vermischen sich die Einstellungen und Körper dann derartig, dass sämtliche Differenzen „fahren gelassen“ werden.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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Eine Antwort zu Manche mögen den kalten Krieg heiß

  1. thomas sagt:

    Den empfehle ich in der Videothek standardmäßig auf die Frage nach einem lustigen Film – und bekomme ihn dann meist mit leuchtenden Augen zurückgebracht. Einer der witzigsten Filme aller Zeiten! 🙂

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