Mikrophysik der Liebe

Vier Fenster (D 2006, Christian Moris Müller) (Presse-DVD)

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Wie sehr die Erzählung eines Films durch die Bilder getragen und oft sogar flankiert wird, ist eine leider außerhalb cineastischer Kreise nur selten wahrgenommene und berücksichtigte Tatsache. Und dabei macht doch genau dieses Ineinandergreifen von Plot-Ereignissen und Schau-Werten die Kunstgattung Film erst aus. Sehr vordergründig hat diese ästhetische „Bipolarität“ wohl der Neue Deutsche Film der 1970er Jahre vorgeführt. Vor allem in den Filmen Fassbinders hat sich hier in Zusammenarbeit mit Kameramännern wie Michael Ballhaus, Xaver Schwarzenberger und Jürgen Jürges stets eine „zweite“ Erzählung im Bild entfaltet, die die „erste“ (des Plots) ergänzte, kommentierte und nicht selten – wie etwa im Fassbinder-Ballhaus-Film “Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ (1972) – sogar widerlegte. Jürgen Jürges, der mit Fassbinder zwischen 1974 und 1978 zusammengearbeitet hatte (und beim überaus visuellen „Effi Briest“ hinter der Kamera stand), bringt sein Können jetzt in Christian Moris Müllers Film „Vier Fenster“ ein. Müllers Film steht aber nicht allein in einer optischen Tradition zum damaligen Autorenkino; sein Sujet insgesamt ist der damals häufig filmisch untersuchten „Mikrophysik“ sozialer und emotionaler Beziehungen verpflichtet.

mehr: Im nächsten „Schnitt“

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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