Natural Born Killers (USA 1994, Oliver Stone) (DVD)
Auch beim zweiten Anschauen kann ich mich nicht durchringen, dem Film im Ganzen etwas Positives abzugewinnen. Zu aufdringlich erscheint mir die Botschaft, wenngleich man ihr auch wirklich nicht vorwerfen kann, doppelzüngig zu sein. Nachdem ich mir jetzt den „Director’s Cut“ zugelegt und die entfernten Szenen aus dem Bonusmaterial angeschaut habe, komme ich zu der Ansicht, dass aus „Natural Born Killers“ ein wesentlich besserer und konsequenterer Film geworden wäre, wenn Stone das „alternative Ende“ beibehalten hätte:

Der Mann (Arliss Howard), der ganz zu Beginn zeitunglesend im Diner sitzt und sich dann in Luft auflöst, später bei der Gefängnisrevolte unter dem Namen „Owen“ wie ein „Rettungsengel“ zurückkehrt, um M&M die Flucht zu ermöglichen, stellt sich in dieser Fassung als psychopathischer Serienmörder heraus, dessen Tötungstrieb selbst die Nihilisten M&M nichts entgegenzusetzen haben. Als sie zu dritt einen Highwway entlang rasen, erschießt er zunächst Mickey, dann Mallorey.
Es ist keineswegs eine Rachebilanz, die hier ihren Ausgleich gefunden hätte, sondern es wäre ein Tribut an das Phänomen Serienmord gewesen, mit dem Stone während des ganzen Films über kokettiert: Der ewige „Jedermann“ ist der eigentliche Dämon (Arliss Howard spielt übrigens auch in den kurzen Flash-Sequenzen jenen „Demon“, von dem Mickey besessen ist). Das ist es doch, was den Kern des Mythos ausmacht und die Medienmaschinerie – gerade die Yellowpress – am Laufen hält. Wie sollte sich die Unbegreiflichkeit und der Wahnsinn hinter der Offensichtlichkeit zweier Wahnsinniger verbergen können. Es ist doch gerade die Normalität, vor der wir Angst bekommen sollen!
Es mangelt „Natural Born Killers“ an solcher Subtilität an allen Stellen – außer eben an jener einen im Diner, in der sich „Owen“ auf magische Weise in Nichts auflöst. An keiner anderen Stelle ist der Film so „filmisch“ wie an dieser.




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