»Sind das Terroristen?«

War of the Worlds (USA 2005, Steven Spielberg) (DVD)

Ich hatte den Film ja bereits vor einem Jahr in München auf der Pressevorführung gesehen, wegen der Maulkorb-Politik des Verleihers aber nichts dazu geschrieben (auch nicht, als die "Sperrfrist" dann aufgehoben war). Spielbergs Adaption ist ein Reinfall, dem es beinahe gelingt, sich hinter seinen großen Bilder zu verstecken.

Wo Tom Cruise sein möglichstes versucht, die große Geschichte der Invasion mit der kleinen Geschichte seiner väterlichen Emanzipation zu verzahnen, verdirbt es das Skript dadurch, dass Spielbergs Einfluss hier abermals (s)eine Familienpathologie zum sich nach vor drängelnden Hauptthema werden lässt. Das geht eine zeitlang gut – so lange, bis der Vater und seine Kinder im verlassenen Haus der Ex-Ehefrau ankommen und ihm die Ideen ausgehen. Als dann die Gefahr von Außen zu groß wird, sieht es so aus, als solle damit ein Notausgang in die Handlungssackgasse gesprengt werden, in Wirklichkeit beginnt die beginnt sich Scheere der beiden Handlungselemente jedoch immer weiter zu öffnen. Der Effekt ist, dass am Ende ein Holterdipolter-Sieg über die Außerirdischen "passiert", der – so schaut es dann aus – gerade noch rechtzeitig zum Eintreffen des Vaters am Ziel (dem Aufenthaltsort seiner Exfrau) auftritt.

Das eigentlich einzig bemerkenswerte am Film ist Dakota Fanning, der es gelingt durch eine authentische Mischung von Kleinmädchen-Naseweisheit und ständiger Panik echtes Mitgefühl zu erregen. Das große Thema des Angriffs auf die Zivilisation seiner 1950er-Jahre-Paranoia zu entreißen und daraus etwas morderneres zu machen, geilngt dem Film leider überhaupt nicht – er versucht es nicht einmal.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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4 Antworten zu »Sind das Terroristen?«

  1. Karsten sagt:

    Nichts Modernes? Spielberg hat einen interessanten Ansatz gefunden, den (Alien-)Invasions einen aktuellen Anstrich zu verpassen. Das macht er manchmal irritierend unverhohlend – siehe Ascheregen, Flugzeug im Vorgarten etc. – aber auch in der Gestaltung beweist die Regie weitaus mehr Geschick und Mumm als ein Bay oder Emmerich. So konstruiert Spielberg die Katastrophen in überdeutlichen Reality-TV-Ästhetik, die mal nicht den Effekt feiert, sondern den Zuschauer so betont beiläufig mit den Spektakeln konfrontiert, dass der Vergleich einer Kriegsberichterstattung nicht von ungefähr wäre. Spielbergs Leistung bei „War of Worlds“ besteht für mich gerade darin, für den Katastrophen-Film den 9/11-Look adaptiert zu haben…

  2. Stefan sagt:

    Und genau darauf hat man ja gewartet, dass Spielberg 9/11 nicht nur als Motiv, sondern auch als Leseanleitung verarbeitet. Das alles in einer Offensichtlichkeit, die nur Leute wie Spielberg, Emmerich und Bay derartig penetrant auf den Punkt bringen – nur eben, dass sich letztere beide nicht den Anstrich von Anspruch geben, sondern wissen, dass sie Trash fabrizieren.

  3. Karsten sagt:

    Spielberg in eine Reihe zwischen Bay und Emmerich zu stellen halte ich dann doch für gewagt – denen würde ich als Letzte die gewisse Kaltschnäuzigkeit, Erfahrenheit sowie das Gewicht einräumen, einen Mainstream-Film in dieser Form anzulegen. Auch wenn die Jungs mit ihren letzten Produktionen ganz offensichtlich weniger den inhaltsleeren Bombast bedienen wollten, bleibt es vorrangig beim Popcorn-Kino, das bei Spielberg diesmal eindeutig subversiver ausfällt. Verglichen mit Bay, Emmerich… und Stone.

  4. Stefan sagt:

    Auch wenn wir jetzt wohl schon Geschmacksfragen tendieren: Für mich ist Spielberg – vor allen in den Filmen, bei denen es ihm drauf ankommt, „etwas zu sagen“ (Schindler’s List, Private Ryan, Amistad, München) ein Dampfplauderer; Subversion vermag ich seit „Duell“ schon gar nicht zu erkennen. Mir sind – wie oben gesagt – stets jene lieber gewesen, die den Anspruch nicht als Attitüde vor sich hertragen. Wo ist der Spielberg von „Jaws“ und „Jurassic Park“ hin?

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