Der zweite Teil der "Essay und Diskurs"-Reihe "Zur Rolle des Dritten in der Liebe" von Svenja Flaßpöhler beschäftigt sich dieses Mal mit dem großen Anderen. Dieser ist als nicht-reales Element konstitutiv für jede Zweierliebesbeziehung, indem er das Begehren definiert und dessen Unstillbarkeit und damit die Unvollkommenheit der Liebe markiert. Die Autorin macht dies kongenial an Kubricks Film "Eyes wide Shut" deutlich, liefert eine der besten Interpretationen, die mir zu diesem Werk bekannt sind, ab und stellt Querverbindungen des Filmpaares (und ihres Konfliktes) zur "Idealfamilie" Maria-Joseph-Heiliger Geist her. Die "Ohrsemination", der Maria laut Neuem Testament habhaft wurde, erfahren auch Bill und Alice: Während ihr "nur ein Wort" jenes Matrosen genügt hätte, alles aufzugeben (sich aber damit gleichzeitig ihrem Gatten so nah wie nie zuvor fühlte), ist es das nicht-existente "zweite Passwort", das Bill nicht kennt und dessentwegen er nicht an den erotischen Eskapaden der Orgie teilnehmen darf. Dieses und mehr Erkenntnisse kommen im Essay zu Wort. Ich bin bereits sehr gespannt, wie es weitergeht!
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