Portrait eines Serienmörders

Henry – Portrait of a Serial Killer (USA 1986, John McNaughton) (DVD) (3 Mal)

Hach, wieviel Doppelcodierung doch die Zweideutigkeit von Genitivus subjectivus und Genitivus objectivus zuließe.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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4 Antworten zu Portrait eines Serienmörders

  1. Stefan sagt:

    Mist! Ich wusste, dass ich zu viel verraten würde! 😀

    (Morgen schreibe ich mal ne kleine Interpretation zum Velazquez-Bild.)

  2. Stefan sagt:

    Über die sehr konzise Interpretation von Foucault in „Die Ordnung der Dinge“ kann ich natürlich nicht hinausgehen, sondern nur die Konsequenzen daraus ziehen. Die betreffen die Raumkonzeption(en), die durch das Bild und Foucaults Interpretation insinuiert werden:

    1. Es gibt einen „Bildraum“: Der Bildraum ist jener diegetische Raum, der sich perspektivisch vor dem Auge des Betrachters auftut, der Raum, in dem der Gegenstand des Bildes „existiert“.

    2. Es gibt einen „Leibraum“: In diesem physikalischen Raum hält sich der aktuelle extradiegetische Betrachter des Bildes auf.

    3. Gibt es einen „Zwischenraum“: Dieser Zwischenraum ist virtuell, aber weder sichtbar wie der Bildraum noch bewohnbar wie der Leibraum. Im „Zwischenraum“, könnte man sagen, halten sich die Konzepte des Bildes auf.

    Zu den Konzepten gehören einerseits der „implizite Maler“ also weder der explizite Maler, Velazguez, der längst verstorben ist, noch der diegetische Maler, der im Bild(raum) zu sehen ist. Der implizite Maler ist derjenige, aus dessen Perspektive (Blickrichtung, nicht Intetion) dieses spezielle Gemälde angefertigt ist. Diese ist identisch mit der Perspektive des Betrachters im Leibraum.

    Ebenfalls zu den Konzepten gehört auch ein „impliziter Betrachter“, das ist einer, der nicht notwendig vor dem Gemälde steht, sondern für dessen Augen das Gemälde angefertigt worden ist. Das kann der Besitzer (oder Auftraggeber, das Königspaar, von dem Foucault schreibt) aber auch jeder andere sein.

    Das letzte Konzept des Bildes ist der „implizite Gegenstand“, das Königspaar, von dem man ausgehen muss, dass es Motiv des Malers im Bildraum ist, weil es sich im Spiegel an der Rückwand spiegelt.

    Das Bild evoziert jedoch den Verdacht, dass der implizite Maler, der implizite Betrachter und der implizite Gegenstand ineinanderfallen, eines sind, mit allen Konsequenzen für die Präzession von Subjekt zu Objekt, Bildraum zu Leibraum.

    Welche Schlüsse ziehe ich daraus? Der implizite Raum, in welchem das im vorigen Absatz gesagte geschieht, ist ein Raum der Reflexion. In ihm situiert sich die Bedeutung des Bildes als „Bild der Medienwirkung“. Das Zusammenfallen von Betrachter und Maler impliziert eine konstruktivistische Rezeptionshaltung, das Zusammenfallen von Betrachter und Gegenstand impliziert eine sozial-/medienkritische Perspektive, das Zusammenfallen von Maler und Gegenstand impliziert die Selbstreflexion des Produktionsprozesses.

    Der Zwischenraum, die Überlappungsmenge von Bild- und Leibraum, ist also ein Simulationsraum, wie ich ihn bereits als mögliche Erkenntnis aus den Texten von Baudrillard und Großklaus herausgelesen habe.

  3. Auf eine sehr umfassende konstruktivistische Interpretation des Bildes bin ich in diesem Band gestoßen:

    Kersten Reich/Lucia Sehnbruch/Rüdiger Wild: Medien und Konstruktivismus. Eine Einführung in die Simulation als Kommunikation. Münster et al.: Waxmann 2005, S. 5-16.

    Die Autoren nutzen „Las Meninas“ darin, um ihr Modell eines (gemäßigten) interaktionistischen Konstruktivismus zu erklären und schaffen es sogar, die Interpretationen Foucaults mit denen der Kunsthistoriker zu versöhnen.

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