See no Evil (GB 1971, Richard Fleischer) (VHS)
Jetzt dachte ich gerade, ich mache mir nen Scherz und nenne den Eintrag "Stiefel, die den Tod bedeuten" – und da ist das wirklich der deutsche Verleihtitel des Films, über den ich jetzt schreiben will. 😀
"Eine hübsche, junge Frau ist nach einem Sturz vom Pferd erblindet. Zur Erholung will sie einige Tage bei ihrem reichen Onkel und ihrer Tante auf dem Lande verbringen. Doch die Ruhe dort wird über Nacht zum Inferno des Schreckens. Sie stolpert buchstäblich über Leichen ihrer brutal ermordeten Verwandten. Als sie dann das Armband des Mörders findet, wird sie selbst zur Gejagten. Kann sie blind und hilflos, dem Mörder entkommen?" (Amazon) Kann sie! Und das liegt vor allem daran, dass sie mit einem Freund ausgestattet ist, der eigenartigerweise immer weiß, was als nächstes passiert. (Kein Spoiler!) Dennoch gibt es einige brenzlige Situationen in dem Film, dessen Terror vor allem auf dem "Suspense"-Effekt beruht, dass wir sehen können, was die Blinde sehen müsste, um der Gefahr zu entgehen.
Fleischer kombiniert das Suspense- jedoch geschickt mit dem Whodunnit-Prinzip, wenn er uns vom Killer nie mehr als dessen Cowboy-Stiefel mit einem markanten Stern auf jeder Vorderseite zeigt. Diese Stiefen, "die den Tod bedeuten", werden so schon nach wenigen Minuten zum pars pro toto für das Böse, das seinen Ursprung übrigens im Kino zu haben scheint: Die erste Sequenz zeigt uns jene Stiefel, wie sie gerade aus einem Double-Feature "The Convent Murders" & "Rapist Cult" (beide Filme nicht ermittelbar – Hinweise?) kommen. Ob der Täter aus diesen Filmen seine Inspiration gezogen hat, ist unklar. Ein rationales Motiv für die Morde lioefert der Film jedenfalls nicht – außer, dass der Familienvater, der samt seiner Familie dann getötet iwrd, die Stiefel des Täters beschmutzt hat, als er neben diesem mit seinem Auto durch eine Pfütze gefahren ist.
Fleischers vierter "Serienmörderfilm" hat stilistisch nicht die geringste Ähnlichkeit zu seinen Vorgängern, die sich ebenfalls alle radikal voneinander unterscheiden. Vielleicht hat Fleischer ja gar keine eigene "Handschrift", an der man seine Filme wieder erkennen kann – das würde auch erklären, warum es keine Monografie über ihn gibt. Ich konnte zumindest keine finden. (Hinweise?)
Mia Farrows Haare sind nach "Rosemary’s Baby" wohl noch nicht wieder zur vollen Länge nachgewachsen und so wirkt sie in "See no evil" sehr androgyn. Das schmälert ihre "final girl"-Erscheinung (die ja eigentlich erst Jamie Lee Curtis sieben Jahre später in "Halloween" begründen soll) aber kaum. Was mir nicht ganz klar geworden ist – und da konsultiere ich noch einmal die deutsche Fassung -, ist, ob der Mörder ein Wiederholungstäter ist oder einfach ein Amok-Läufer.




Gestern kam die dt. Videokassette bei mir an, die ich dann gleich noch einmal im „philosophus-modus“ (sichtbarer Suchlauf vorwärts) angesehen habe.
Darauf, dass „Jacko“ bereits vor dem Blutbad schon als Mörder tätig gewesen ist, gibt der Film keinen Hinweis. Auch sein Motiv scheint so willkürlich, wie es sich mir oben dargestellt hat. Allerdings habe ich mir die Prolog-Sequenz noch einmal genau angesehen und die schafft Erhellung. Die Gesellschaftskritik, die Fleischer schon im „Boston Strangler“ angeschnitten hat, wird hier in einer Kamerafahrt nachgeliefert. Nach dem Horrorkino-Besuch läuft der Täter zuerst an Zeitungen mit Horrormeldungen vorbei und bleibt dann vor einem Fernseh-Händler vorbei, in dessen Schaufenster drei TVs einen Horrorfilm zeigen. Wenn das keine genügende Inspiration für einen Mehrfachmord ist, was denn dann? 😀