Demi Moore in den Rabatten

Killerparasit (Parasite, USA 1982, Charles Band)

Einer dieser Filme, die man (ich) unmöglich in einer Etappe anzuschauen
schafft. Nach der ersten, hochgradig langweiligen Stunde geht es dann
aber zur Sache.

„Killerparasit“ ist ein typischer 80er-Jahre-B-Film, der sich gleich
aus mehreren Genretöpfen bedient: Endzeitfilm, Alienfilm, Splatterfilm.
Von allem ein bisschen, gewürzt mit einer Prise Demi Moore. Die hat in
„Killerparasit“ nämlich ihr Filmdebüt.

Die Story: Der Wissenschaftler Dr. Paul Dean hat einen Parasiten
erfunden, der von den „Merchants“, einer Agententruppe, die sich von
der Regierung losgesagt hat, als Waffe eingesetzt werden soll. Dean
will dies nicht zulassen und den Parasiten vernichten. Dabei infiziert
er sich mit einem Exemplar, das fürderhin neben seinem Bauchnabel in
einer luftig-pulsierenden Blase lebt und mit regelmäßigen
Medikamentenspritzen ruhig gestellt wird. Dean flieht mit einem
Kanister voller „Sporen“ (eigentlich ist darin ein weiterer, ziemlich
dicker und scharfzahniger Parasit) in das Wüsten-Kleinstädtchen Joshua.
Dort ist es langweilig – so langweilig, dass ein paar Punks jeden Tag
die selbe Bar terrorisieren. Dean gerät, nachdem er dort angekommen
ist, zwischen die Fronten. Die Punks nehmen ihm seinen Kanister weg,
öffnen ihn und infizieren sich mit dem Parasiten. Dieweil ist auch der
Merchant „Wolf“ in Joshua angekommen und sucht Dean. Dieser versucht
sich mit Hilfe der freundlichen Pat (Demi Moore) von seinem eigenen
Parasiten zu befreien, den Punks zu helfen, sich vor Wolf zu verstecken
und die Parasitenbrut auszulöschen. Ein ziemlich voller Tagesplan also

Der Parasit in „Killerparasit“ schaut ein wenig aus, als wäre er vom „Kosmokiller„-Set
geflohen. Eine Art riesige scharfzahnige Kaulquappe, die es besonders
auf Frauen abgesehen hat. Das rückt den Parasiten natürlich auch gleich
in eine „phallische“ Richtung. Der arme Dr. Dean, der vor lauter
Abgekämpftheit gar nicht bemerkt, wie sehr Pat hinter ihm her ist,
inszeniert sich selbst als neutraler, asexueller Wissenschaftler. Sein
entflohener Phallus macht sich inzwischen über die weiblichen Einwohner
von Joshua her.

Die 3-D-Optik des Filme, die ihren stereoskopischen Effekt damals vor
allem durch „aus dem Bild“ ragende, lange, dünne Gegenstände erzeugt,
kommt der phallischen Konnotation, die nun auch noch den Zuschauer
„bedroht“, recht entgegen. Den Parasiten hier aber allein als
Phallus-Symbol zu interpretieren, greift etwas zu kurz (und
wiederspräche vor allem der Freud’schen Auffassung!), denn das
Alienhafte ist es ja gerade, dass die Ambivalenz zwischen „männlich“
und „weiblich“ evoziert. So gibt es in „Killerparasit“ auch zwei
„Geburtsszenen“: Eine, als der Parasit einer Hotelbesitzerin aus dem
Schädel springt (eine „Kopfgeburt“ also) und eine kurz vor Schluss, als
Dr. Dean sich mit „Ultraschall“ (!) den in seiner Bauchhöhle lebenden
Parasiten auf die Welt bringt: Dieser springt ihm aus dem Bauch direkt
auf Demi Moore zu und beißt sich an ihrem Arm fest.

Der Parasit trägt hier neben seiner phallischen Präsenz also gleich
mehrere sexuell konnotierte Züge: als Spermatozoe (hier allerdings
autonom und „selbstbefruchtend“) und Embryo. Sehr viel mehr als solche
Assoziationen gibt der Film allerdings nicht her, weil zu wenig über
den Parasiten geredet und zu viel Zeit für soziale Konflikte
aufgebra(u)cht wird. Charles Band hat sich in der Folgezeit ja noch
mehrfach dieser Wesen angenommen (wenn auch nicht immer eindeutig als
Parasiten): In „From Beyond
(zu dem Band das Drehbuch geschrieben hat) wird dieser Diskurs – der
Vorlage von H. P. Lovecraft und der Umsetzung von Stuart Gordon ist das
zu danken – genauer und interessanter ausformuliert.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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