Supernatural

Supernatural (USA 1933, Victor Halperin)

Ich habe glaube ich noch nie einen Film gesehen, der seiner Zeit so weit voraus war.

Und mit „seiner Zeit“ meine ich nicht etwas seinem historischen
Kontext, sondern vielmehr seiner eignen Diskursivität. „Supernatural“
scheint sich mit seinem Sujet  geradezu gegen den
„filmästhetischen Klassiszismus“ zu sträuben. Eingezwängt in das
Korsell des „klassischen Horrorfilms“ erzählt er eine
Serienmördergeschichte und reflektiert das Phänomen „Copycat“ unter
wirkungstheoretischen Perspektiven.

Halperins nur 61 Minuten langer Film handelt von einer Frau, die vom
Geist einer zum Tode verurteilten Serienmörderin besessen ist und nun
deren Taten begeht. „Spiritsimus“ wird in Erzählung und Bild immer
wieder ins Zentrum des Films gerückt: halbtransparente Gesichter von
Verstorbenen schweben durch den Raum und legen sich auf die lebenden
Protagonisten, um sie zu „infizieren“ (einer der Wissenschaftler am
Anfang des Film spricht tatsächlich von dem Phänomen, dass nach der
Hinrichtung von Serienmördern „an epidemic of similar crimes“ aufträte!)

Das Copycat-Motiv wird von den Protagonisten konsequent als
Besessenheit diskutiert. Und dennoch entlarvt der Plot selbst seine
Geisterbeschwörer als Scharlatane und versucht die Geisterwanderung in
einen wissenschaftlichen Argumentationszusammenhang zu stellen (der
Wissenschaftler mit der „epidemic“-Hypothese versucht die Besessenheit
anhand einer jüngst exekutierten Serienmörderin zu verifizieren, indem
er Experimente mit ihrem Leichnahm anstellt und dadurch erst die
„Geisterwanderung“ provoziert).

Neben diesem Motiv drängen sich noch eine ganze Reihe von 
„modernen Symptomen“ in den Film, auf die ich an anderer Stelle (meiner
Diss.) näher eingehen werde.

„Supernatural“ lohnt sich auf jeden Fall als ein früher (der erste?)
ameriaknischer Serienmörderfilm! Eine VHS gibt es bei  Amazon.com

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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