»… sie glaubt, dass das Interesse an der Kirche seit dem Prozess gestiegen ist«

Der Exorzismus der Emily Rose (The Exorcism of Emily Rose, USA 2005, Scott Derrickson) (DVD)

Meine Befürchtungen, dass der Film auch nur irgendetwas mit "Audrey Rose" zu tun haben könnte, haben sich zum Glück zerstreut. Ein Werbeclip für Mystizismus war er dennoch genauso.

Ich weiß noch, dass mir ein Kollege, der den damals in der Pressevorführung gesehen hatte, schrieb, dass das der gruseligste Film seit Jahren für ihn gewesen ist (damit sein Ansehen nicht leidet, behalte ich den Namen des Kollegen für mich). Nun, in der Tat finden sich gerade am Anfang ein paar Szenen, die es wirklich in sich haben, die mit der Dunkelheit, der Differenz zwischen Sehen und Hören und vor allem mit der verschlungenen Physiognoie des entstellten Körpers der Protagonistin spielen. Doch all das ist Schall und Rauch – schlimmer noch: Mittel zum Zweck.

Denn es ist, als verfolge mich das Obskurantismus-Thema jetzt, wie der Teufel die arme Emily: Derricksons Film kommt in den letzten zwei Dritteln wie Propaganda für die katholische Kirche daher und schmiert dem mit dem in der Diegese angehäuften Humbug gefüttertem Zuschauer das auch noch aufs Brot: Es gibt keine Negativ-Werbung. Alles was gesagt wird, ist auch immer Werbung für das Thema des Gesagten. Das Zitat, das diesen Eintrag als Überschrift ziert, ist einer der Schlusssätze des Films. 

Derricksons Streifen versucht gar nicht erst, mit seiner Agenda hinterm Berg zu halten. Alles: Bilder, Dialoge, Plotentwicklung wird in den Dienst des Allmächtigen gestellt. Die Wahrscheinlichkeit einer dramatischen Entwicklung auf dem Altar der vermeintlichen Authentizität geopfert. Wer nicht dran glauben will, der lasse sich von den Prätexten läutern (Am Anfang war das Wort: "Dieser Film beruht auf einer wahren Begebenheit.") Dass der Autor-Regisseur sein Drehbuch mit der Dramaturgie eines Gerichtsprozesses pfropft, in dem alles Gesagte immer schön in die Bahnen der Meta-Kommunikation ("Euer Ehren: Mein Mandant wird ja wohl noch an Gott glauben dürfen!") gegängelt wird, ist das Erbärmlichste an diesem Streifen.

So bleiben am Ende nur ein paar Szenen und Bilder zurück, die der Erwähnung (aber keineswegs der Pilgerreise durch die Filmgeschichte hin zum Grab dieser cineastischen Totgeburt) wert wären:

 

… und dann natürlich noch die ängstliche Kamera, die am Körper des Pfaffen befestigt ist, als er aus seiner Wohnung flieht. Schön, diese Optik innerhalb so kurzer Zeit so häufig und effektiv präsentiert zu bekommen.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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