Ab-Normal Beauty (Sei mong se jun, HK 2004, Oxide Pang Chun) (DVD)

Die 18er DVD von Koch ist extrem gekürzt, was aus dem ohnehin schon zweifelhaften Filmgenuss vollends eine Katastrophe macht. Dennoch ist mir zwischen den vielen gezwungenen und mit Lynch-Zitaten überfrachteten Szenen eine interessante aufgefallen:
Als die Protagonistin aus Angst von einem Einbrecher überfallen zu werden bei ihrer Freundin anruft, hört sie nicht nur das Freisignal aus ihrer Hörermuschel, sondern auch das Klingeln eines Handys vor ihrer Wohnungstür. Zuerst glaubt sie an einen Zufall und legt auf. Im selben Moment verstummt auch das Handyklingeln – als sie die Nummer erneut wählt, beginnt es wieder. Hier schneidet der Film zwischen der Telefonierenden und einer Aufnahme der Wohnungstür, hinter der das Handy klingelt, hin und her, zommt an beide heran. Schließlich geht die Protagonistin vorsichtig an die Tür, öffnet sie und findet davor das Handy ihrer Freundin und ein Videoband, auf dem zu sehen ist, wie ihre Freundin gerade gefoltert wird.
Der Einsatz des Telefons im Film ist ein sehr interessanter Aspekt von Medien-in-Medien; über dessen Verwendung im Film habe ich einmal eine Hausarbeit angefertigt. Hier, in „Ab-Normal Beauty“ wird es benutzt, um einerseits den Thrill-Effekt zu verstärken (was gelungen ist), aber andererseits Unsicherheit über die Raumkonzeption zu erzeugen: Etwas das entfernt vermutet wird, wird akustisch in die Nähe gebracht und allein durch diese Distanzredunktion unheimlich. Das Tele-Fon, Garant für die Nichtung von Entfernungen, verliert hier nicht nur seinen eigentlichen Sinn und Zweck, sondern bekommt einen neuen: Es dient als akustischer Indikator, der zu Gehör bringt, was (noch) nicht gesehen werden kann. Wie ein Sonar funkioniert es hier, wenn sich die Protagonistin der Tür annähert und das Klingeln immer lauter wird.
Der Horror ist vollkommen, als die zweite entscheidende Prämisse der (Handy-)Telefonie* verletzt wird: Das Telefon als Medium ist nicht mehr Prothese am Körper des Telefonbesitzers, sondern amputiert worden und zu einem Medium des „Hier“ geworden. An der Stelle des Besitzerkörpers befindet sich nun ein Videobild dessselben, das durch seinen Snuff-Charakter die Dimension des „True“ einführt, das den Raum der es entsetzt Betrachtenden mit dem der Gefolterten verbindet.
* Ähnliche Verwendungsweisen der Handytelefonie varriert „Saw“.



