Krieg und Frieden

Das Leben ist ein Wunder (Zivot je cudo, Jugoslawien/Frankreich 2004, Emir Kusturica) (DVD) &
Angst (Österreich 1983, Gerald Kargl) (DVD)

Nach "Underground" ein weiterer Film Kusturicas, der den Bürgerkrieg in Jugoslawien aufarbeitet. Weniger "surreal" und doch ebenso traumtänzerisch leicht, humorvoll und mit einem unverschämt-liebenswerten Hang zum Kitsch packt Kusturica eines der traurigsten Kapitel der europäischen Geischte in seinen Film.

Erzählt wird die Geschichte eines Bahn-enthusiasten, der – kurz vor Ausbruch des Bürgerkriegs im jahre 1990 – eine Eisenbahnverbindung zwischen Serbien und Bosnien baut. Selbst als die Gefechte näher rücken, bleibt die Gegend davon unbeeindruckt und der Held weiterhin seinem Projekt verpflichtet. Mit Einzug seines Sohnes in den Krieg und dem Verlust seiner Frau (diemit einiem ungarischen Musiker durchbrennt), kommt die Kriegsrealität in den Film. Nachdem der Sohn von den Bosniern gefangen genommen wurde, wird eine vermeintliche bosnische Reichen-Tocheter gekidnappt und als Austausch-Geisel gehalten. Natürlich verliebt sich der alleingelassene Bahnwärter in das Mädchen und beide versuchen in den Kriegswirren zueinander zu halten – bis die UNFOR ihre Liebe schließlich trennt.

Mit unglaublichem Humor, großartigen Figuren (und ebensolchen Schauspielern) und einem wie gewohnt aberwitzigem (stets diegetischen) Soundtrack rekonstruiert Kusturica die Leidensgeschichte seines Landes als Beziehungsmärchen. Die Allegorese entblättert sich dem Zuschauer zwar recht schnell, jedoch dominiert sie zu keiner Zeit den Plot – der bleibt seiner Liebes-Erzählung zwischen Krieg und Frieden voll verhaftet. Und anders als es vielleicht im wahren Leben ist, findet hier jedes Element des Dramas zu einem glücklichen Ende. Das kennzeichnete schon den auf dieselbe Weise märchenhaften "Underground".

Danach, sozusagen zum "abkühlen" habe ich noch einmal "Angst" von Kargl gesehen, der sich langsam aber sicher in meinen Filmpantheon einschleicht. Ein paar (be)merkenswerte Details, die mir bei der Zweitsichtung aufgefallen sind: Sämtliche Figuren werden synchronisiert. Neben der Off-Stimme gibt es nur zwei oder drei andere Sprechersätze. In der ersten Szene im "Espresso" liest ein Mann eine Zeitung mit der Titelmeldung "WAR", in der zweiten liest derselbe Mann eine Zeitung mit dem Titelmeldung "PAX".

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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