Die Strohpuppe (Woman of Straw, GB 1964, Basil Dearden) (TV)
Das kommt davon, wenn man nicht abschaltet und ins Bett geht: Zu später(er) Stunde lief vorgestern Abend ein Film mit Sean Connery als Bösewicht und Gina Lollobrigida als (vermeintliche) Komplizin. Ein Krimi, fast in Agatha-Chrstie-Manier, bei dem ein Neffe (Connery) seinen stinkreichen Onkel (Ralph Richardson) umbringen will nachdem dieser seine attraktive Krankenschwester (Lollobrigida) geheiratet und ihr seinen Besitz vererbt hat. Die Krankenschwester weiß nichts vom Mordplan (der Zuschauer auch nicht) und glaubt, dem Neffen, in den sie verliebt ist, lediglich 1 Million Pfund vom Erbe abgeben zu müssen. Doch dann entdeckt sie, dass sie die Zielfigur eines zerstörerischen Komplotts ist.
Der Film manövriert sich in seinem letzten Drittel in eine für Filme dieser Zeit unglaubliche Sackgasse: Die Schlinge um den Hals der Unschuldigen zieht sich zusammen, ohne dass ihr irgend jemand den Komplott gegen sie glaubt oder ihr helfen könnte. Als es in den letzten Minuten dann sogar zu einer gerichtlichen Verurteilung kommt, scheint der Film ein schlimmes Ende zu nehmen … wenn da nicht eine klitzekleine narrative Hintertür offen geblieben wäre, die – und deshalb protokolliere ich den Film hier überhaupt – die elektronischen Medien ins (Ermittlungs)Feld führen: Der Tote hatte sein Sterben mit einem Tonbandgerät protokolliert, das den wahren Täter überführt. Hatten sich alle Aussagen erdrückend gegen die Krankenschwester gerichtet und diesen klassischen Kriminalfilm beinahe ziemlich modern beendet, so brauchte es dann in letzter Minute doch nur die konservierte Stimme eine Toten, um doch eine klassische Wendung herbei zu führen. Dieses Ende ist fast noch verblüffender als es das andere gewesen wäre.



