»Art Fart«

Lebe wohl, Arche (Saraba hakobune, Jp 1984, Shuji Terayama) (DVD)

Der Auftakt-Film zum neuen Examenskolloquium war diese kleine Seltenheit, die vor kurzem in Japan wieder auf DVD veröffentlicht wurde. Flugs mit englischen Untertiteln versehen war der Film dann auch für Nicht-Japaner goutierbar. Die Untertitel seien allerdings schlecht und sinnentstellend gewesen, teilte uns eine anwensende Japanerin mit. Das nicht genug, hat sich wohl auch nur den wenigsten der Anwesenden der Anspielungsreichtum von „Lebe wohl, Arche“ erschlossen. Der Film basiert zwar lose auf García-Marquez‘ Roman „Hundert Jahre Einsamkeit“, verwebt aber dennoch zahlreiche Zitate und Formenspiele der japanischen Kultur, vor allem des Theaters in seine Erzählung.

Das „Theatreske“ war dann auch gleich der Punkt, den ich auszusetzen hatte. Mir kam Terayamas Film vor wie die zwei Stunden lange Auswalzung einer leider etwas trivialen Idee (die sich zumeist um das Thema personales vs. historisches Zeitempfinden drehte). Als Kunstfilm hat er sich bewusst inkohäsiv gegeben, vertraute jedoch nicht der Formensprache des Films, sondern montierte das Gezeigte in einer schon fast erschütternden Banalität. Terayama ist ein Mann des Theaters gewesen und „Lebe woh, Arche“ sein letztes Werk – er soll dem Sterben bereits nahe gewesen sein, als er den Film drehte. Die Sporen, die er sich für die japanische Theaterkultur verdient hat, mögen gülden sein, der Filmkunst hat er allerdings kaum etwas hinzuzufügen mit „Lebe wohl, Arche“. Sein Film ist weitgehend unfilmisch, ist, was Mike Figgis auf dem Münchner Filmfest 2006 so poinitert „art fart“ genannt hat: intellektuell überladener Inhalt, der nicht die richtige Form findet.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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