Ein Leben lang (Österreich 1940, Gustav Ucicky) (Bellaria Wien)
Und wenn man schon einmal in Wien ist, muss man sich wohl auch der reichhaltigen Filmkultur widmen. War haben das mit einem Besuch im alt-ehrwürdigen Bellaria-Kino getan – ein Kino, in welchem die Stars der Vergangenheit täglich in zwei Vorführungen zum Leben erweckt werden. Leider gab es nichts mit Hans Moser, dafür aber einen Indoktrinationsstreifen erster Klasse.
Die junge Wirtstochter Agnes (Pauly Wessely) treibts mit dem schusseligen Aristokraten Hans von Gallas (Joachim Gottschalk, der sich ein Jahr später mit seiner Familie vergast hat, bevor die Nazis es tun konnten) auf der Jagdhütte und wird schwanger. Davon weiß der Adelige aber nichts, fährt nach Wien zurück, von dort nach Peking, heiratet dort eine Amerikanerin, bekommt einen Sohn, geht nach Amerika und besucht Agnes nur alle paar Jahre einmal, wenn ihm nach Abwechslung ist. Diese ist indes nicht untätig, wird zur alleinerziehenden Mutter, Wiener Lokalwirtin und Liebeshunger-Künstlerin. Denn eines weiß Agnes: Egal wie lang es dauert – irgendwann kommt Hans zu ihr und dem Hänschen zurück. Daran kann ein beinahe tödlicher Straßenbahnunfall genauso wenig ändern, wie der erste Weltkrieg oder die Inflation.
Und tatsächlich: Hans reist mit seinem halbamerikanischen Sproß gen Europa, das Kind stirbt am Gelbfieber und Hand wird zum Krüppel, der sich von der Amerikanerin scheiden lässt. Genau das, was Agnes erhofft hat, denn nun kann sie ihm einen neuen, großdeutschen Sohn anbieten und ein gemachtes Bett im Wiener Mittelstand – ohne störende Schwiegermutter, denn die hat die Inflation dahin gerafft. Das macht den Hans alles so fidel, dass er glatt wieder zu laufen beginnt.
Was Durchhalte- und Endsiegfilm-Stratege Ucicky seinem Publikum hier (und das ohne Mitwirkung von Gerhard Menz) als Melodram verkauft hat, ist Blendung pur. Die deutsche Frau wird auf ewige Treue geeicht, auf Fleiß, Wirtschaftskurbelei und auf ein Leben mit einem Kriegsversehrten, dem sie das Bett warm zu halten hat, komme was da wolle. Und als wäre das noch nicht genug, verbündet sich hier ihr Durchhaltewille auch noch mit den höheren Mächten: Agnes weiß vieles, was andere nur ahnen, spürt, was niemand sonst spürt und der Film hilft ihr bei den Wundern durch Match-Cuts und Zeitsprünge, die das kommende Glück nur so von der Leinwand herabprasseln lassen. Welcher der damaligen Zuschauer da nicht mit Stolz und Gänsehaut überhogen worden ist, dem war dann auch nicht mehr zu helfen.




Eine wunderschöne Bildfolge.
Das Licht geht an und die Paare können sich finden….
Die Stühle unter den Bildern laden ein.
Es könnte in jedem Kino sein….
Das mittlere Bild ist mit längerer Belichtungszeit aufgenommen (und deshalb auch bewegungsunscharf) – ja, ja, so ist sie, die Medienrealität. 😀
Da es ein Bild Nr. 3 gibt, ist auch eine längere Belichtungszeit im Voraus
durchaus akzeptabel.