I’ve seen the Black Moon rising.

Black Moon (F/D 1975, Louis Malle) (DVD)

Bis zu dem Zeitpunkt, als ARTE Malles „Black Moon“ vor kurzem ausgestrahlt hatte, galt der Film als kleine Inkunabel – zumindest in der deutschsprachigen Fassung. Das ändert sich nun, denn Kinowelt/Arthaus veröffentlichen Malles sperrigstes Werk auf DVD. Plot gibt es nur in ganz groben Zügen und selbst dann nur als vage Ahnung: Es herrscht Krieg – offenbar zwischen den Geschlechtern. Lily reist, getarnt als Mann, durch das Land immer auf der Flucht vor den feindlichen/männlichen Truppen. Irgendwann (ent)kommt sie auf einen abgelegenen Bauernhof, indem eine alte Frau das Regiment über ihre erwachsenen Sohn und Tochter (die auch beide Lily heißen), eine Horde nackter Kinder, ein paar Obstbäume und Mastschweine führt. Die Alte ist ans Bett gefesselt, lässt sich von ihrer Tochter die Brust geben und funkt ab und zu mit der Außenwelt, wenn sie nicht gerade mit einer Riesenratte spricht. Lily versteht das alles nicht, ahnt aber, dass sie eine besondere Rolle in diesem Umfeld spielt. Sie versucht sich mit den Geschwistern zu verbünden, biedert sich an die Alte an und ist immer wieder auf der Suche nach einem Einhorn, dass ihr des öfteren über den Weg läuft. Als sie es schließlich findet, teilt das Tier ihr seinen gesamten Weltekel mit.

„Black Moon“ schließt sich eng an die Tradition des surrealistischen Films an, ist in vielen Aspekten dem Werk Buñuels ähnlicher als den vorherigen Filmen Malles, verkreuzt Märchen, Dystopie und Surrealismus auf eine Weise, wie man es lang nicht gesehen hat. Da, wo der Film spricht, spricht er in Bildern. Die Bildsymbolik ist überwältigend und das mag auch der Grund dafür sein, dass „Black Moon“ beim zeitgenössischen Publikum kaum Liebhaber gefunden hat. In seiner Andersartigkeit aber auch seiner Sperrigkeit ist er dennoch ein typischer Louis-Malle-Film. Wer schon einmal versucht hat, Ähnlichkeiten zwischen „Fahrstuhl zum Schafott“, „Fünf Gauner machen Bruch“ und „Zazie“ zu suchen, wird wissen, dass Stilheterogenität das zentrale Kennzeichen aller Filme Malles ist.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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