Memento (USA 2000, Christopher Nolan) (DVD)
Noch deutlicher als bei „Dédales“ wird die Montange für die Verdeutlichung der Amnesie auf der Filmoberfläche genutzt. Die „falsche“ Sortierung der Sequenzen bildet das Thema „Vergessen“ plastisch ab; so wie der Protagonist kann auch der Zuschauer zunächst kaum entscheiden, was vorher, was nachher und was überhaupt gewesen ist. Dass der Film falsches Erinnern und allzu schnelles Vergessen dann auch noch zum Thema hat, macht ihn zu einem Paradebeispiel unzuverlässigen filmischen Erzählens.
Es ist ohnehin auffällig, wie viele Amnesie-Filme ihr Sujet in Form und Inhalt thematisieren, fast so als wäre das Vergessen eine urfilmische Eigenheit, für die sich besonders leicht Bilder finden lassen. Und im Prinzip ist es da ja auch, denn schon die kleinste filmische Einheit, das Einzelbild, kann nur zum Bestandteil des Films werden, wenn sie möglichst schnell vergessen wird und einer nächsten Platz macht. Die Speicherzeit beträgt nur 1/24 Sekunde. Film ist ein Medium des Vergessens, der Vergänglichkeit. Seinen stetig auftretenden „Filmrissen“ kann der Protagonist nur entfliehen, indem er ein weniger flüchtiges Speichermedium zur Hilfe nimmt. Dass ihm zuallererst die Fotografie (d. h. die Portrait- bzw. Dokumentarfotografie) zur Hilfe kommt und aufgrund der immer noch vorhandenen Polysemie des Fotos und bei besonders heiklen Themen dann auch noch die Schrift, ist nur konsequent.



