Geisterstadt der Zombies (E tu vivrai nel terrore – L’aldilà, Italien 1981, Lucio Fulci) (DVD)
Wie oft habe ich Fulcis surrealen Zombiefilm-Klassiker nun schon gesehen und bin doch jedesmal wieder an der selben Stelle verstandesmäßig hängen geblieben: Der von David Warbeck gespielte Mediziner Dr. John McCabe hat bereits schmerzlich lernen müssen, dass die unheimlichen Wesen, die ihn bedrängen, Untote sind, die sich durch einfache Schüsse in den Torso nicht beeindrucken lassen. Er lernt dann auch, dass nur Kopfschüsse (eine von Romero aufgestellte Regel) zum Ziel führen und aus den lebenden Toten tote Tote machen. Und doch feuert er bei jeder Gelegenheit wieder auf den Leib.

Was soll das? Ist das die konsequente Verleugnung der Genrekenntnis? Oder führt er als guter Mediziner zunächst jedes Mal einen Blindtest durch? Oder ist seine Weigerung auf den Kopf zu schießen gar ein Ablehnen jenes für seine Disziplin paradigmatischen Dualismus, der res cogitans und res extensa von einander trennt und der glaubt, eine Kugel, die nicht die Schaltzentrale der Logik und Motorik treffe, wäre genauso erfolgreich, weil der ganze Leib die ganze Seele beheimatet? Auf mich wirkt dieses in vielerlei Hinsicht „unlogische“ Verhalten McCabes vielleicht gerade deshalb alptraumhaft. Es lehnt das erprobte Wissen ab zugunsten eines Erstarken des Unheimlichen. Die langsam auf die Figur zurollende Masse an Untoten erscheint durch diese selbstverschuldete Unheimlichkeit noch bedrohlicher als sie es ohnehin schon ist.
In „Geisterstadt der Zombies“ setzen diese „unlogischen“ Sentenzen die Anker jener Alptraum-Ästhetik, der sich die gesamte Story verpflichtet sieht. Die Irrationalität des Wissenschaftlers ist nur ein Element im Räderwerk von Fulcis Horrormaschine, die konsequentes Grauen produziert und den Zuschauer genauso heran an die Wunde wie hinein in den Alptraum zerrt.



