Transgression

The Last Horror Movie (GB 2003, Julien Richards) (DVD) (2 mal)

Der letzte Film meines Dissertationskanons ist wohl gleichzeitig der Höhepunkt in Sachen authentisierender Ästhetiken. Richards gelingt es den simulativen Effekt der Mockumentary auf die Spitze zu treiben und seinen Film zu einer Bedrohung für den (zumindest implziten) Zuschauer zu machen. Das Konzept der Metalepse, das Gerard Genette für die Erzähltheorie literarischer Kunst formuliert hat, wird hier im/mit Film verwirklicht:

„Jedes Eindringen des extradiegetischen Erzählers oder narrativen Adressaten ins diegetische Universum (bzw. diegetischer Figuren in ein metadiegetisches Universum usw.) oder auch […] das Umgekehrte [Eindringen der narrativen Figur in das extradiegetische Univerum, S.H.] zeitigt eine bizarre wirkung, die ma komisch ist, mal phantastisch. Wir wollen den Ausdruck narrative Metalepse so weit fassen, das er alle diese Transgressionen abdeckt.“

(Genette, Gerard: Die Erzählung. München: Fink 1998, S. 168.)

„The Last Horror Movie“ transgrediert nicht nur, er thematisiert diese Transgression auch noch beständig und erreicht dadurch noch ein „höheres ontologisches Niveau“, als es eine normale metaleptische Erzählweise vermochte, wie uns der Filmkiller selbst erklärt:

Oder, um es in den Worten des Film-Serienmörders Max zu sagen:

„As you be aware, I recorded this over a film called ‚The Last Horror Movie’. So, in a sense, it’s the title of this movie. It’s kind of an appropriate titel, if you think about it, which is why I picked it. I mean I could say it’s an appropriate titel for this film, becuase in its self-conscious subversion of horror movie conventions it’s kind of the last word in horror. But you might think I was a bit of a wanker which I probalby would be if I went around saying like that.“ (1:06:15-1:07:00)

0-14-29.jpg

Da die Literatur zum Film nur spärlich gesät ist (das meiste in Deutschland erschienen Material zum Film stammt von mir selbst), habe ich dem Regisseur einmal eine E-Mail geschrieben und ein paar Fragen zur ästhetischen Strategie des Films gestellt. Die Antworten – so ich denn welche bekommen sollte – werde ich hier im Blog veröffentlichen.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
Dieser Beitrag wurde unter Filmtagebuch veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.