Hoppe Hoppe Reiter – Engelchen macht weiter (D 1969, Michael Verhoeven) (DVD)
Was hat Michael Verhoeven eigentlich gemacht, bevor er sich in „Die weiße Rose“, „Mutters Courage“ und „Das schreckliche Mädchen“ dem vergangenen und gegenwärtigen Faschismus annahm? Er hat ihn in den Phänomenen des Alltags identifiziert, wie diese überaus gelungene Aufklärungsfilm-Persiflage beweist.
Ein Mittdreißiger (Mario Adorf) ist durch die „sexuelle Revolution“, wie sie ihm in Sexheftchen schmackhaft gemacht wird, von dem Wunsch besessen, an einer Orgie teilzunehmen. Dass das mediale Bild der tabulosen Jugend und ihrer promiskuitiven Ausschweifungen ein ganz anderes als das reale ist, muss er nach und nach sch(m)erzhaft lernen – wie auch, dass alle Theorie über Ehebruch, Liebe und Treue nur schwer in die Praxis übertragbar ist.
Verhoeven garniert seine Persiflage mit einigen Albernheiten des Sexfilms, die sich dieser erst ein paar Jahre später zum Thema macht und assoziiert die allgegenwärtige, veralltäglichte Sexualität mit dem Faschismus, der nur wenige Jahre zurück liegt. So sind Szenen, wie die, in der Adorf in der Wanne liegt, eine „Eros-Rede“ hält und zwischen drin immer wieder „Geil! Geil! Geil!“ brüllt (was wie „Heil! …“ klingen soll), saukomische, entlarvend und entsetzlich gleichermaßen, weil sie vorausdeuten, welches ökonomische Diktat die „Sexualkultur“ (Seubold) nur wenige Jahre später die Ideen der freien Liebe für immer auslöschen wird.



