Hannibal Rising (F/UK/USA 2007, Peter Webber) (PV Off Broadway Köln)
Dass man es mit diesem Prequel zur Hannibal-Lecter-Reihe (die jetzt erst endgültig zu einer solchen geworden ist) mit einem ästhetisch aalglatten Publikumsschmeichler zu tun haben würde, muss fast klar sein angesichts der Reichweite und Beliebtheit des Stoffes. „Hannibal Rising“ verfährt wie viele Horrorfilm-Prequels und liefert nicht nur eine narrative Legitimation für das einstmals „hereingebrochene“ Grauen (das nun nur noch ein „folgerichtiges“ ist), sondern auch eine psychologische Ätiologie des Täters: Hannibals Schwester Mischa wurde während des 2. Weltkrieges von litauischen Deserteuren verspeist. Nun rächt er sich an den mittlerweile zu Geld und Ansehen gekommenen Exkannibalen – auf kannibalistische Art und Weise. Sein Wahn rührt aus einer Erinnerungslücke, auf die ihn eines seiner letzten Opfer aufmerksam macht und die ihn in den „performativen Widerspruch“ des Totbeißens und Aufessens treibt.
Interessant ist, dass Lecter damit en passent zu einem Instrument der Kriegsverbrecherjagd wird und durch ihn nun sogar diejenigen bestraft werden, die sich den Nürnberger Prozessen entzogen haben. Der Serienmörder als Kryptoantifaschist! Der Horror des kannibalistischen Tabubruchs wird damit endgültig toterklärt und der „Mythos Hannibal Lecter“ zu Grabe getragen. Am Ende hält der Film eine Anschlussstelle offen, die in einem vielleicht noch folgenden Sequel zum Prequel den Werdegang des nunmehr in Kanada lebenden Lecter bis zu seiner Inhaftierung in „Roter Drache“ erzählen könnte.




„Die Hollywood-Fahnder. Um Profile von Serienmördern zu erstellen, greifen Psychologen auf Fiktionen zurück“. Ein schöner Titel: Süddeutsche Ztg., Print, 26.1.2007. (Berichtet von irgend einer Tagung in Berlin.)
http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/500/99401/
Ein ganz vorzüglicher Hinweis! Vielen Dank!