FFF 2006: Siebter Tag

Murk (Mørke, Dk 2005, Jannik Johansen)
Them (Ils, F 2006, David Moreau & Xavier Palud)
The Ice Harvest (USA 2005, Harold Raimis)
Snoop Dogg's Hood of Horror (USA 2006, Stacy Tyle)

Murk (Mørke, Dk 2005, Jannik Johansen)

Nach "In his Hands" abermals ein Film, bei dem es um einen Serienmörder geht, von dem nicht klar ist, ob er überhaupt einer ist. Der ruhig inszenierte Thriller spielt in der dänischen Einöde und erzählt die Geschichte von Anker, der immer wieder behinderte Frauen heiratet, die sich kurz nach der Hochezeit umbringen. Als dieses Schicksal auch die Schwester des Journalisten Jacob ereilt, beginnt der in der Vergangenheit von Anker zu recherchieren und stößt bei den Todesfällen auf Gemeinsamkeiten. Die Frage ist für ihn jetzt nicht mehr ob, sondern warum Anker die Frauen tötet. Sein Umfeld versteht jedoch nicht, warum er den gutmütigen Anker überhaupt verdächtigt und so gerät Jacob aufgrund seiner "Todesprophezeihungen" bald selbst in die Situation, sich verteidigen zu müssen. Gleichsam stilsicher inszenierter und hervorragend gespielter Film, der einmal mehr die Besonderheit des dänischen "Middlebrow-Kinos" unterstreicht.

Them (Ils, F 2006, David Moreau & XavierPalud) 

Ein weiterer Versuch nach "Hostel" sich in die "Osteuropa ist eine No-Go-Area"-Paranoia einzuklinken: Ein in einem abgelegenen Haus in Rumänien lebendes französisches Ehepaar wird nachts von einer Horde überfallen, die nie richtig zu erkennen ist, die die Gegend aber wohl schon seit einiger Zeit mir ihren "Spielen" unsicher macht. Nachdem es dem Paar gelingt, aus ihrem Haus zu entkommen, werden sie durch den Wald gehetzt und finden sich schließlich in einem komplexen unterirdischen Bunker- oder Abwasser-System wieder. Der Film ist äußerst effektiv, schon weil er sich der Ästhetiken aus Horrorfilmen wie "Blair Witch Project" oder "TCM" bedient. Die fast vollständig mit der Handkamera in nicht selten verschwommenen Videobildern eingefangene Geschichte ist durch ihren ideologischen "Überbau" jedoch nur schwer zu ertragen und offenbart sich am Ende als chauvinistische Sicht des "reichen Westens" auf den "moralisch depravierten Osten".

The Ice Harvest (USA 2005, Harold Raimis)

Völlig belanglose Fargo-/Simple Plan-Variante. Leicht gouttierbar und in jeder Hinsicht völlig unspektakulär. Ein Film, den man genauso schnell vergessen wie gesehen hat – ganz für die Erfordernisse seichter, pseudo-anspruchsvoller Abendunterhaltung gedreht, wird er sein Zielpublikum finden.

Snoop Dogg's Hood of Horror (USA 2006, Stacy Tyle) 

Selbstglorifizierung des Star-Rappers "Snoop Dogg", der drei Horror-Geschichten im Stil von "Tales from the Crypt" erzählt, die sich in seinem "Hood" zutragen und angeblich auf die dortigen sozialen und kulturellen Eigenheiten referieren. Natürlich ist der Film nicht ernst gemeint, aber er ist eben leider auch wieder nicht komisch genug, um wirklich Spaß daran zu haben, weil er die Klischees über die Rap/Hip-Hop-Szene nicht stark genug in den Vordergrund stellt.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
Dieser Beitrag wurde unter Festival-Tagung-Messe, Filmtagebuch veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.