Die Projekte des Doktor Heller

Day of the Dead 2 – Contagium (USA 2005, Ana Clavell & James Glenn Dudelson) (DVD)

Normalerweise – die journalistische Sorgfaltspflicht gebietet es mir – schreibe ich nur über Filme, die ich (komplett) gesehen habe. Selbst hier im Filmtagebuch breche ich nicht mit dieser Regel. Aber ein höheres moralisches Prinzip – der Opferschutz – gebietet es, dass ich beim eben gesehenen und nach 46 Minuten abgebrochenen "Day of the Dead 2 – Contagium" über diesem Vorsatz hinwegsehen muss.

Was der Film seinem Zuschauer zumutet, ist wirklich kaum in Worte zu fassen: Eine Geschichte, die so unwahrscheinlich wie nur irgendetwas ist, mit schlechtem Timing erzählt und von noch schlechteren Darstellern verkörpert, die – selbst für Insassen einer Psychiatrie – völlig irrationale Dinge tun und sagen und dabei von Ärzten geleitet, die auch schon mal den Einsatz von Gewalt und Waffen gegeüber den Patienten anordnen etc.

Dieses Nichts von Plot hängt sich an einem Ereignis im Jahre 1968 auf, bei dem eine seltsame Substanz (umherflirrende Glitzersternchen) für die Entstehung von Zombies gesorgt hat. Die Substanz konnte nicht vollständig vernichtet werden und so findet einer der Irrenhausinsassen Jahrzehnte später bei Zwangsaufräumarbeiten in einer abgelegenen Schlucht (ja, in den USA sind Psychatrien und Bootcamps dasselbe) eine Thermosflasche, in der ein Reagenzglas ist, das die immernoch aktive zombifizierende Substanz enthält.

Einmal eingeatmet, beginnen die vom Toxin vergifteten sich zu häuten (Zelophanfolien die an verschiedenen Körperstellen angeklebt sind), erbrechen Substanzen in den schillernsten Regenbogenfarben und reden – abermals: selbst für Psychotiker – wirren Unsinn. Dass es so kommt, wie es kommen muss und nach dem Ausbruch der Seuche ein Zombiemassaker beginnt, das wohl selbst vom Oberirrenarzt Doktor Heller nicht mit Quarantäne und Waffengewalt gestoppt werden kann, habe ich zum Glück nicht mehr mitbekommen.

Der Film ist eine Frechheit, nicht nur, weil er sich als Sequel zu Romeros bislang interessantestem Zombiefilm ausgibt, sondern weil er seine Zuschauer beleidigt, in dem er ihnen unterstellt, es genügte ihnen, Versatzstücke aus allen möglichen Horrofilmen als Klischees aneinanderzureihen. Schaut man sich die Filmografie des Regiegespanns Clavell & Dudelson einmal an, bekommt man es mit der Angst zu tun. Da arbeitet sich offenbar ein völlig untalentiertes Ignorantengespann am Werk Romeros ab und dieser ist nicht einmal in der Lage, Titelschutz geltend zu machen. Vor diesem Hintergrund sehe ich mit Schaudern in die Zukunft des Zombiefilms.

Wer nun immer noch neugierig ist, dem kann ich nicht helfen und bitte ihn anstelle dessen mir nach dem Genuss des Films einmal zu erklären, was der Zwischentitel "Four Days ago" zu bedeuten hatte, der mitten im Film auftraucht und nachdem es mit dem Plot nicht etwa vier Tage vorher, sondern einen Tag später weitergeht.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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