Anna, Frau (D 2006, Sarah Grohnert) (DVD)
Gestern bekam ich eine DVD mit Kurzfilmen von „BMW Kurzfilm Award 2006“ in die Hand gedrückt. Darauf befindet sich auch ein Beitrag, der im Vorprogramm von „Art School Confidential“ gelaufen ist.
„Anna, Frau“ erzählt von einem „Mädchen“, das – mit typischen Teenager-Atrributen wie Täddybär am Rucksack – an einem Bahnhof anzukommen scheint, dann in die Wohnung seines Freundes geht, sich dort zur „Frau“ machen lässt (Defloration) und schließlich zum Bahnhof zurückkehrt, wo man ihr auf einmal regelrecht Respekt entgegenbringt. Sie kauft ein Zugbillet „für Erwachsene“.
Was die Regisseurin und Drehbuchautorin Sarah Gronert hier wiederholt, ist nichts anderes als das jahrtausende alte sexistische und chauvinistische Vorurteil, dass der eine Frau zu einer solchen machende Akt notwendigerweise an die Defloration gebunden ist. Ein Initiationsritus, mit dem beispielsweise in Indien und anderswo Mädchen im Kindesalter verheiratet und von ihren wesentlich älteren Ehemännern zu „Frauen“ gemacht werden. Fernab von allen Erkenntnissen über Sozialistation und Initiationspraktiken in „heißen“ (Levi-Strauss) Kulturen kolportiert Grohnert dieses überkommene Klschee und scheint sich der Naivität ihrer Postition nicht einmal bewusst zu sein. Schiller noch: Sie findet es witzig. Ärgerlich.



