Es ist ja nicht so, dass man erst nach Paris fahren muss, um mal einen eskalierenden Akademiker-Disput mitzuerleben: Heute morgen hat die Uni-Leitung der Uni Bonn vorsorglich alle Zugänge versperrt, weil sich wohl bereits gestern protestierende Studenten angesichts der durch den Senat beschlossenen Studiengebühren zur direkten Aktion aufgefordert sahen. Dass ein solcher Protest viel zu spät kommt, weil es ja wohl mittlerweile nur noch darum geht, die Gelder aus den längst beschlossenen Gebühren zu verteilen, schien die Protestierenden nicht zu stören. Dafür war das Verhältnis Polizei/Studenten wohl recht ausgewogen und irgendwann gegen 11 durften dann alle wieder rein.
Pressemitteilung der Uni Bonn:
Senat der Universität Bonn beschließt Studiengebühren
Die Universität Bonn führt zum Sommersemester 2007 in allen Fächern
Studiengebühren in Höhe von 500 Euro pro Semester ein. Das
hat ihr Senat jetzt beschlossen. Weil am Morgen
Demonstranten zahlreiche Senatsmitglieder am Betreten des
Hauptgebäudes der Universität gehindert hatten, wurde die
Sitzung unterbrochen und am frühen Abend an einem
Tagungsort außerhalb Bonns fortgesetzt.
Formal fällte das höchste Beschlussgremium der Universität
die Entscheidung, indem es eine "Beitrags- und
Gebührenordnung" verabschiedete, die die Erhebung und
Verwendung der neuen Studienbeiträge regelt. Das Bonner
Rektorat rechnet mit Einnahmen von jährlich rund 20
Millionen Euro, die ausschließlich zur Verbesserung der
Studienbedingungen verwendet werden. "Damit wird es uns
gelingen, die Studiensituation rasch spürbar zu
verbessern", kündigte Rektor Professor Dr. Matthias
Winiger an.
Die vom Senat verabschiedete Satzung sieht vor, dass der
Löwenanteil der Studiengebühren dezentral für Maßnahmen in
den Fakultäten und Instituten zum Einsatz kommt. Durch die
Schaffung zahlreicher neuer studentischer Tutorenstellen
wird ein Teil der Gebühren sogar an die Gebührenzahler
zurückfließen. Ein weiterer Teil der Gelder ist für
zentrale Maßnahmen wie die Ausweitung der Öffnungszeiten
und des Bestandes der Universitätsbibliotheken bestimmt.
Die ersten von der neuen Gebührenordnung betroffenen
Studierenden sind Studienanfänger, die ihr Studium zum
Wintersemester 2006/2007 beginnen. Alle anderen an der Uni
Bonn eingeschriebenen Studenten werden ab dem
Wintersemester 2007/2008 gebührenpflichtig. Die bisher
erhobenen Langzeitstudiengebühren entfallen.
Der Entscheidungsprozess des Senates wurde von lautstarken
Protesten von Gebührengegnern begleitet. Im Vorfeld hatte
es sogar Aufrufe zu Gewalt gegeben. Das Rektorat hatte
sich angesichts der Sicherheitslage am Morgen
entschlossen, die Sitzung an einem zunächst nicht
genannten Ort fortzusetzen. Ursprünglich sollte der Senat
auf einem der Versuchsgüter der Universität zusammen
kommen. In letzter Minute wurde dann jedoch die
Forschungsgesellschaft für Angewandte Naturwissenschaften
(FGAN) in Wachtberg angesteuert.



