»Stay Awake«

FFF-Nights: Stay Alive (USA 2006, W. B. Bell) (Cinedom Köln)

„Stay Alive“ ist Teenhorror der günstigen Sorte. Die Story bedient sich bei einerseits populären Vorurteilen gegenüber Computerspielen und andererseits am Bildervorrat des japanischen und spanischen Horrorfilms. Die Darsteller bleiben trotz aller Dramatik Hüllen und schlittern von einer unfreiwilligen Komik in die nächste. Und dennoch ist gerade diese Verbindung von Technologieangst und Horrorfilm ein interessantes Phänomen.

Worum geht’s? Ein junger Mann stirbt beim Test eines neuen, noch nicht veröffentlichten Computerspiels – und zwar auf dieselbe Weise wie seine Spielfigur im Spiel. In diesem war es seine Aufgabe, in einem verwunschenen Haus die untote Erzsébet Báthory aufzuspüren und ihrem Treiben ein Ende zu setzen. Als die Freunde des Getöteten von dem Fall hören und herausfinden, dass sein Tod mit dem Computerspiel in Verbindung steht, versuchen sie hinter das Geheimnis zu kommen. Aber auch von ihnen stirbt einer nach dem anderen – nach Vorlage des Spiels. Schließlich gelingt es den wenigen Überlebenden mit einem Trick die Dämonen zu besiegen: Sie überführen ihr Wissen aus dem Spiel in den Alltag, um den realen Handlungsort aufzusuchen und manipulieren dort mithilfe des Spiels die Gegebenheiten so, dass sie die Gräfin ausschalten können.

Es ist natürlich müßig, sich zu fragen, warum eine ungarische Adelige des 17. Jahrhunderts in den USA beerdigt sein soll (erst recht, weil ja bekannt ist, dass sie in Csetje bestattet ist). Die authentische Serienmörderin dient nur als Hintergrund, als Authentiffikationslink, um die Verknüpfung von Virtualität und Realität irgendwie zu motivieren. Denn wenn schon die historische Realität Einzug in ein Computerspiel hält, warum sollte dann die elektronische Realität nicht auch Einzug in die Wirklichkeit halten.

Das Bemerkenswerte an diesem PG-13-Stoff ist, dass es ein PG-13-Stoff ist. Die Ängste der vorletzten Generation, Wirkmöglichkeiten des neuen Mediums betreffend, werden nun zu einer Geschichte für die aktuelle Generation aufbereitet. Zwar kommt das alles noch im Gewand der Urban Legend daher, doch scheint vieles in „Stay Alive“ dem Durchblickertum der Spieler geschuldet. Das beginnt schon bei den „typischen Spielerbiografien“ und endet bei Spielzutaten (Logik, Lösungsverhalten etc.), die dem Zuschauer nicht mehr erklärt werden.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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