Dick und Jane (Fun with Dick and Jane, USA 2005, Dean Parisot) (WoKi Bonn)
Ja, so ist das wohl mit der Kapitalismuskritik, die vermarktbar sein muss: Sie bleibt im Ansatz stecken, wirkt gezwungen, zahm und letztendlich zynisch denjenigen gegenüber, auf dessen Seite sie sich zu stellen vorgeben.
Dick (Jim Carrey) ist PR-Manager eines Dotcom-Unternehmens, das aufgrund zwielichtiger Machenschaften der Firmenleitung konkurs geht. Als Neureicher ohne Rücklagen (außer den jetzt wertlosen Aktien und Rentenfonds seiner ehemaligen Firma – hach, wie sehr erinnert das an das Schicksal der Neu-Millionäre von "InterShop"!) verarmen Dick und seine Familie zusehends: Zuerst wird der noch nicht bezahlte Rasen wieder abgeholt, dann muss der BMW gegen einen rostigen Kleinwagen umgetauscht werden, schließlich verschwindet sogar der LCD-fernseher. Als dann die Zwangsvollstreckung des Hauses droht, werden Dick und Jane zu Supermarkträubern. Ihr Motto: "Wir machen es jetzt mit denen, wie sie es mit uns gemacht haben."
Schon hier zeigt sich die fragwürdige Moral des Films in voller Qualität. Nach den Raubzügen erwerben Dick und Jane ihr Hab und Gut zurück und leben wieder in Saus und Braus. Schließlich bekommen sie einen der Pleite-Verantwortlichen Top-Manager zu fassen und baldovern mit ihm einen Plan aus, den einzigen Gewinner der Insolvenz – den Firmenleiter, der sich mit dem Geld abgesetzt hat – um sein Vermögen zu bringen. Holterdipolter gelingt das natürlich auch und Dick, Jane und der bekehrte Top-Manager richten vom Diebesgut einen Rentenfond ein, der den ehemaligen Angestellten der Dotcom-Firma zugute kommt.
Man merkt förmlich, dass das Ende des Films nicht vom Autor, sondern vom Produzenten stammt. So rasant überschlagen sich zum Schluss die Ereignisse, dass man schon nichts mehr verstehen kann, was vor sich geht, wenn man nur einmal blinzelt. Mit diesem verlogenen und gegenüber den Opfer der westlichen Rezessionen (Man denke an die Entlassungsorgien der Deutschen Bank) zynischen Ende katapulitert sich "Dick und Jane" entgültig in die Unsehbarkeit. Die Karpiolen Jim Carreys und das durchaus gute Schauspiel seiner Partnerin Téa Leoni können diesen Eindruck auch nicht schmälern. "Dick und Jane" steht in der direkten Tradition solcher Kapitalismus-vs.-Gerechtigkeits-Schinken wie "Trading Places" oder "Brewster’s Millions".



