Krieg unter Kinos

Die kleinste Schau der Welt (The Smallest Show on Earth, GB 1957, Basil Dearden) (VHS-Aufnahme von Tele5)

Ein wirklich niedlicher Spielfilm über das kleine Provinzkino "Bijou" , das mit einer personellen und technischen Ausstattung, die noch aus der Stummfilmzeit stammt, gegen den großen Konkurrenten "Grand" bestehen muss. Schnell macht man aus der Not eine Tugend, das heißt aus der technischen Misere eine Finesse: Die nahe vorbei fahrende Eisenbahn, die den Projektor in Vibrationen versetzt, wird zum idealen Affektproduzenten für Indianerfilme und eine nicht abgedrehte Heizung verschafft dem Publikum die passenden sensorischen Erfahrungen währen auf der Leinwand Wüstenfilme flimmern. Das lockt nicht nur die ihre Kinoerfahrung aktiv auslebende Jugend ins "Bijou", sondern fördert auch den Verkauf von Eis und Getränken. Als das "Grand" dann noch "zufällig" abbrennt, erhält das Mini-Kino schnell seinen einstmaligen Ruf zurück.

Was für 1957 sicherlich keine ungewöhnliche Darstellerkonstellation war, nämlich Peter Sellers und Magaret Rutherford (erst danach wurde sie zur "Miss Marple") in Nebenrollen, macht den Film aus der heutigen Perspektive zu einem kleinen Juwel. Ein früher, fast schon prognostischer Beitrag über das Sterben der kleinen Programmkinos verursacht durch a-cineastische Multiplexe ist er darüber hinaus.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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