»Sometime I feel like a motherless child«

Toolbox Murders (USA 1978, Dennis Donnewlly) (VHS)

Zu Beginn äußerst brutaler (zuerst dachte ich, ich hätte aus Versehen Ferraras Version eingelegt), im weiteren Verlauf jedoch stark abflachender und zum Schluss zur Psychologie-Schmozette verkommender Slasherfilm.

Ein typisches Werk der 70er Jahre: humorlos, frauenfeindlich und eindimensional. Vor allem die Anbahnung und Durchführung der Morde ist recht zweifelhaften Charakters: Mit verschiedenen Werkzeugen ausgestattet, geht ein Hochhaus-Hausmeister auf Frauenjagd. Die Opfer werden als sexbesessene und wehrlose Lustobjekte inszeniert. Der in diesen Momenten äußerst zynische Film untermalt die Morde mit zeitgenössischen Folkrock-Liebesliedern.

Hoopers Remake ist hierin kaum wiederzuerkennen. Außer dem Titel und der Tatsache, dass beide Filmkiller das Lied "Sometimes I feel like a motherless Child" singen, haben die Filme nur wenige Gemeinsamkeiten. Hooper verfrachtet den Plot in ein atmosphärischeres Setting, gestaltet die Figuren selbstironischer und damit den ganzen Film weniger martialisch und auch sein Blick auf die Frauen ist weniger vom Genreklischee getrübt. Wo im Original (inkonsequenterweise) schließlich ein 15-jähriges Mädchen zuerst den Killer austrickst und dann dessen Mörder eigenhändig tötet (was wie ein Zugeständnis an die Kritiker, die den Film sicherlich trotzdem nicht gemocht haben, wirkt), setzt Hooper mit der großartigen Angela Bettis weibliche Tatsachen ins Bild ohne phallisch zu werden. 

Im Vergleich scheint das Remake also vor allem eine "politisch korrigierte" Version als "Update" anzubieten. Nicht der schlechteste Grund, sich solch eines Stoffes noch einmal anzunehmen.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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