Operation Ganymed (D 1977, Rainer Erler) (DVD)
Hach, die Kindheit in den späten 70ern. Als Science-Fiction-Fan (und
welcher Junge war das nicht?) ist man mit den köstlichsten
TV-Leckerbissen versorgt worden: Mondbasis Alpha 1, Raumschiff
Enterprise, Captain Future, Raumpatrouille Orion … und zwischendrin
kam dann auch mal ein tendenziell langweiliger TV-Film wie „Operation Ganymed“, der
nur ab und zu Weltraumabenteuer vorführte und sich sonst mehr auf
zwischenmenschliche Dramen kaprizierte. Dass ich das heute genau anders
herum bewerten würde, hätte ich damals nicht für möglich gehalten.

Erler fährt in seinem großartigen SF-Thriller wirklich alle Geschütze,
die die deutsche Filmproduktion jener Zeit zu bieten hatte, auf: Spezialeffekte
(die freilich keineswegs kinogerecht waren), tolle Schauspieler und
exotische Landschaften. All dies verquirlt Erler dann noch mit einem
etwas nervigen Soundtrack und einer Atmosphäre, die von Angst und Fatalität bestimmt ist, denn:
Seit über 900 Tagen hat die verbliebene Crew der internationalen Weltraum-Operation „Ganymed“
keinen Kontakt mehr zur Erde. Nachdem man auf der Rückseite des
Jupiter nicht nur die Funkverbindung, sondern auch zwei Schiffe und 14
Kollegen verloren hat, fliegt das übrig gebliebene Schiff „G2“ mit den verbliebenen 7 Astronauten
einem ungewissen Schicksal entgegen. Und tatsächlich findet sich im
Orbit der Erde kein Schiff, das die Besatzung nach ihrer
viereinhalb-jährigen Mission aufnimmt und zur Erde hinunter bringt. Als der
Sauerstoff knapp zu werden droht, entschließen die Astronauten sich,
mit ihrem Schiff zu wassern. Sie stranden an der Küste Mexikos, ohne
Wasser und Proviant und wagen den Marsch durch die Wüste in Richtung
Kalifornien. Auf ihrem Weg nehmen die Konflikte und Spannungen in der
Gruppe zu. Es kommt zu Gewaltausbrüchen und schließlich erlangt nur
noch einer der Austronauten die Antwort auf die Frage, ob die
Menschheit zwischenzeitlich einem atomaren Holocaust zum Opfer gefallen
ist.
„Operation Ganymed“ ist Erlers Meisterwerk. Hier stimmt –
verhältnismäßig gesehen – einfach alles. Vor allem die großartige
Besetzung mit Horst Frank, Jürgen Prochnow, Uwe Friedrichson (den
erkannte ich schon damals als „Uwe aus der Sesamstraße“ wieder) und
Claus Theo Gärtner! Wenn es neben Roland Emmerich und Wolfgang Petersen
damals einen vielversprechenden SF-Genre-Regisseur gegeben hat, dann
Erler (was er 1989 in „Zucker“
noch einmal unterstreicht). Wäre da nicht der nervtötende Soundtrack,
der das immergleiche Marschmusik-Thema wiederholt, dann hätte der Film
Weltklasse! Gut, damals kam mir die Szene auf dem Jupitermond Ganymed, bei der zwei der
Astronauten ihr Leben verlieren, nicht ganz so lang(weilig) vor, wie
bei der neuen Sichtung. Aber die verdirbt den Film mit Sicherheit nicht.



