Nachts, wenn der Teufel kam (D 1957, Robert Siodmak) (DVD)
Ich nähere mich dem Ende des klassischen Serienmörderfilms. Siodmaks
zweiter Beitrag zum „Genre“ zeigt deutlich seiner Auseinandersetzung
mit dem Nationalsozialismus.
Und wie in der gesamten Periode wird das Serienmordmotiv (das hier noch
– aber passend zum historischen Kontext – als „Massenmord“ bezeichnet
wird) für politische Auseinandersetzungen instrumentalisiert. Bruno
Lüdke, die Mörderfigur, die hier erstmals(?) mit dem Namen des
kriminalhistorischen Täters benannt wird, ist durch „politische
Ambivalenz“ gekennzeichnet. In seinen Taten ähnelt er den Nazis, die
ihn und sein Tun jedoch verleugnen, da keinerlei rassische oder
„genetische“ Gründe für sein Verhalten sprechen. In diesem aus
nationalistischer Perspektive irrationalem Verhalten steht er auf der
Seite des Nazi-kritischen Ermittlers Axel Kersten, der sich fast
freundschaftlich zu Bruno verhält. Je mehr Bruno den Nazis ein Dorn im
Auge ist, desto intensiver gerät die Vertraulichkeit zwischen ihm und
dem Kommissar.
Mario Adorf, der in einer seiner ersten Rollen in „Nachts, wenn der
Teufel kam“ zu sehen ist, spielt den Bruno Lüdke mit unglaublichem
Einfühlungsvermögen. Die lächerliche Souveränität des Mörders (der sich
immer wieder darauf beruft, dass er „den Paragraphen 51“ hat und
deshalb für nichts belangt werden kann) gepaart mit der Bedrohlichkeit
des „freundlichen Riesen“ (kurz darauf darf Gert Fröbe diese Figur noch
einmal in „Es geschah am hellichten Tag“ verkörpern) lassen es einem
kalt den Rücken herunter laufen. Das Ganze ist eingebettet in ein
Heimatfilm-Ambiente, was den Grusel noch steigert.



