„Gewaltloser Widerstand ist Gewalt.“

Dogville (Dk u.a. 2003, Lars von Trier) (Off Boradway)

Gestern waren wir also erstmals bei den psychoanalytischen Filmvorführungen im "Off Broadway" und es hat sich schon gleich gelohnt:

"Dogville" ist konzeptionell überaus gelungen, ein streitbarer Beitrag über moralische Fragen von Integration, Gesellschaftsverträgen, Zivilisation und Gruppenmechanismen. Dass ein Film mit solch einem Thema, solchen Szenen in derartiger Intensität überhaupt auszuhalten ist, liegt am extrem artifiziellen Settig – beinahe meint man von Trier habe dies als Zuschauerschutz eingesetzt, um seinen Gedankengang vollständig entfalten zu können.

Der Vortrag hinterher konzentrierte sich (aus einer prä-struktural psychoanalytischen Warte heraus) vor allem auf die Frage, ob das "Problem" des Films, das in etwa mit der Phrase "all men are equal" umschrieben wurde, durch individualpsychologischen Dispostionen beschreibbar wäre und ob sich der Konflikt zwischen der Fremden Grace und der Gruppe in Dogville auf Strukturen und Konflikte in der Psyche des Einzelnen herleiten ließe.

Die Vortragende hat meines Erachtens zu sehr Position für die Fremde bezogen, deren Verhalten als nicht vollständig aufgelöste dyadische Bindung zwischen Vater und Tochter ("Inzest") interpretiert, ohne die Makro-Strukturen in Gänze zu berücksichtigen. Immerhin – so einer meiner Einwürfe – gäbe es eine "Bringschuld" beim Integrieren des Einzelnen in eine Gruppe und Grace habe bewusst falsch gehandelt, indem sie ihre eigenen überzogenen Ansprüche an eine "konfliktfreie Begegnung" zu verwirklichen versucht und damit ihre Gegenüber stetig provoziert hat.

Dass mein Einwand von irgendeinem Dumpfdeutschen weiter hinten dann völlig falsch verstanden und in eine Ausländerdebatte mit so k(n)ackigen Phrasen wie "Das Boot ist voll" überführt wurde, hat die Sache etwas getrübt. Dennoch werde ich bei der nächsten Veranstaltung (13.08.: Das Piano) wieder dabei sein.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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