Devot (D 2003, Igor Zaritzky) (DVD)
Devot erzählt die Geschichte einer Zufalls- (oder Schicksals-)Bekanntschaft: Henry liest Anja auf einer Brücke auf. Sie will sich gerade umbringen oder sie wartet auf einen Freier – das ist unklar. Er nimmt sie mit zu sich nach Hause. Er weiß, dass sie keine Prostituierte ist, sie spielt ihm dies und noch anderes vor, erzählt die Geschichte eines missbrauchten Mädchens, das höchstwahrscheinlich sie selbst ist. Sie schlafen miteinander, sie erzählt die Geschichte weiter, geht ins Bad und schneidet sich die Pulsadern auf – oder sie geht ins Bad und Henry wirft einen Fön in die Wanne, schneidet ihr die Pulsadern auf und vergräbt sie hinterm Haus. Sie ist irgendwann wieder da und wieder gesund, ist wieder eine Prostituierte oder keine, will fliehen und dableiben. Harry hat genug von den Spielchen, wirft sie raus – oder: er setzt sie in sein Auto und will sie in den nächsten Ort fahren. Oder: Sie sitzen bei ihm in der Wohnung und unterhalten sich. Jedenfalls fährt das Auto, weil Anja ins Lenkrad greift, vor einen Brückenpfeiler. Anja ist tot, Harry auch – oder auch nicht.

Devot ist ein skurriles kleines Meisterstück. Weil er sich so wenig vornimmt, ist er so viel. Zwar leidet das Drehbuch unsäglich unter den sich gegenseitig „bescheuerte Kalenderweisheiten“ (so nennt Anja das einmal) an den Kopf werfenden Protagonisten und an der zu großen Coolness, an der deutsche Filmhelden seit den 90er Jahren beständig leiden, wenn sie amerikanische Filmhelden sein wollen. Aber der skurrile, extrem verwickelte, nie ganz klare und vor allem mysteriös bleibende Plot bügelt das wieder glatt. Noch besser als dieser sind nur die schauspielerischen Leistungen von Annett Renneberg, die (trotzdem sie hier blondiert ist) nicht nur eine der schönsten Frauen in der deutschen Schauspieler-Zunft ist, sondern hier einmal mehr zeigt, dass solche Rollen in solchen Filmen (Hinter dem Regenbogen, Das Böse) eher zu ihren Fähigkeiten passen, als Nebenrollen in Donna-Leon-Adaptionen und schnöden Herzschmerzschmonzetten.



