»Lachen macht frei«

Dorotheas Rache (D 1974, Peter Fleischmann) (DVD)

Schaut
man sich die Problematisierung des Themas Sex im Film der
letzten Jahre einmal an, könnte man meinen, dieser verkrampft-lockere
und zotige Umgang damit sei das Ergebnis einer Befreiungsbewegung.
(Filme wie
„Mädchen, Mädchen“ geben sich ja gerade darin so liberal und
aufklärerisch, dass sie ihre jugendlichen Protagonisten über nichts
anderes als übers Ficken reden lassen). Doch weit gefehlt! Das, was mit
Dörries „Männer“ seinen Untergang begann und mit Wortmanns „Der bewegte
Mann“ seinen Tiefpunkt erreicht (und noch nicht wieder verlassen) hat,
ist das Ergebnis eines reaktionären Trends, der Mitte der 80er Jahre
eingesetzt hat. Zuvor gab es nämlich durchaus politische und witzige
Filme über
Sex, die Sex insezenieren und thematisieren konnten und trotzdem
subversiv waren. Fleischmanns Film ist dafür ein deutlicher Beleg. Nie
zuvor und auch nicht danach hat es wohl eine so überdeutliche
Abrechnung mit „Papas Porno-Kino“ gegeben. Was Fleischmann da vor über
30 Jahren vor der Kamera abgehen lässt, wäre heute gar nicht mehr
möglich. Kinowelt muss man auf Knien danken, dass
sie dieses „vergessene Wissen“ wieder aus dem Archiv geholt hat. Der
Film ist ein MUSS für jeden, der sich für die Geschichte des deutschen
Sexfilms interessiert und erst recht für jeden, der verstehen will,
dass die Diskursivierung des Themas dessen Tabuisierung (via
„Totreden“) nicht notwendig
forcieren muss.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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