Body Confusion
Satan’s Little Helper
Boy eats Girl
Dear Wendy
Body Confusion (Fuera del Cuerpo, Spanien 2005, Vicente
Peñarrocha)
Body Confusion ist ein äußerst amüsantes und sehr dichtes
Backstage-Melodram der ganz originellen Sorte. Sicherlich ist vieles darin
von Filmen wie Truman Show oder Pleasentville beeinflußt – doch verfährt
Peñarrochas Beitrag wesentlich komplexer als diese, weil er seinen Blick
gleichzeitig auf beide Seiten des Films wirft. Diese damit recht originelle
Drehbuchidee bestimmt auf diese Weise den Gesamteindruck des Films maßgeblich.
Vieles läßt sich den souverän inszenierten ohnehin nicht vorwerfen zumal der
die Verwirrung Alex grandios darstellende Gustavo Salmerón alle Szenen des
Films dominiert. Body Confusion ist einer jener Filme, die man im Gedächtnis
behält und von denen sich hoffen läßt, dass sie eine Kinoauswertung bekommen
werden.
Satan’s Litte Helper (USA 2004, Jeff Lieberman)
Ein im Teufelskostüm verkleideter Serienmörder treibt an
Halloween sein Unwesen in einer Kleinstadt. Ein teufelsbegeisterter kleiner
Junge, der nicht ahnt, dass es sich um einen Verbrecher handelt, schließt sich
ihm an. Neben seiner Rolle als Sidekick versorgt er der Mörder mit einem
Auftrag: Der neue Freund der großen Schwester soll zurück in die Hölle
geschickt werden. Satan nimmt sich der Sache nur zu gern an. Satans Little
Helper ist ein temporeicher und in der Qualität seines Sarkasmus neuartiger
Slasherfilm. Der Halloween-artige Soundtrack und die teilweise
schwindelerregenden Kamerafahrten unterstützen die alle Sicherheiten und Konventionen
hinter sich lassende Erzählung perfekt. So wünscht man sich Genre-Kino: witzig,
originell und perfekt inszeniert.
Boy eats Girl (Irland 2005, Stephen Bradley)
Kaum zu glauben, dass es jemanden gibt, der Mathias Dinters
„Die Nacht der lebenden Loser“ für Nachahmens- beziehungsweise
remakens-wert hält. „Boy eats Girl“ macht aber genau das. Zwar sieht
das Ergebnis etwas besser aus als die Dinter-Gurke, doch sind es eben (leider)
die Ähnlichkeiten, die hervorstechen: Der an den Haaren herbei gezogene Plot,
die kaum verholene Coming-of-Age-Geschichte des Hauptdarstellers und der auf
Coolness getrimmte Look. Alles in allem so ärgerlich und langweilig, dass nicht
einmal die Splattereffekte, die das einzig Originelle am Film sind, den
Gesamteindruck verbessern können.
Dear Wendy (Dk, D, F, GB 2005, Tomas Vinterberg)
Nach „L.A. Crash“ der zweite äußerst erfreuliche
Filmbeitrag, der ein aktuelles gesellschaftspolitisches Thema als
Projektionsfläche für eine Erzählung sucht, zu der sich dieses Thema nur als augenfälliges
Beispiel verhält. Der Waffenfetischsimus, vor allem in diesem
Western-Stadt-artigen Ambiente in Verbindung mit der Entwicklungsgeschichte der
jugendlichen Protagonisten wirft ein psychologisch stimmiges Bild auf die
Adaption des Status-Quo als Initiationsritual heißer Kulturen. So gesehen wird
der sehr plakative Plot um einen Pazifismus, der sich der Waffengewalt bedient,
um Frieden zu schaffen (eine äußerst deutliche Anspielung auf weltpolitische
Ideologien) zu einem Beispielfall von Lebensentwürfen, die sich bewusst in
moralischen Spannungsfeldern entwickeln. Dass Vinterberg das Thema so reduziert
präsentiert, leitet den Blick auf dieses Kriterium. Den Film als das zu nehmen,
was er zeigt, ezugt – wie bei L.A. Crash – von einer allzu naiven und/oder
politisch zu korrekten Hermeneutik.



