Fanta Vier

Fantastic Four (USA 2005, Tim Story) (Stern Bonn)

Der allgemeinen Schelte kann ich mich nur unter Vorbehalt anschließen:
Sicherlich lebt der Film allein vom Schauwert und die Story könnte
vorhersehbarer und eindimensionaler kaum sein. Aber eigentlich schmiegt
er sich damit an die Comic-Vorlage an, von der ich auch immer den
Eindruck hatte, dass für vier Helden eben nur jeweils ein viertel der
kreativen Energie aufgewandt werden kann, um die Einzelfiguren zu
umreißen. Überhaupt erschienen mir kaum Marvel-Helden holzstichartiger
als die Fantastic Four – jeder der vier konzentriert eine
charakterliche Eigenschaft auf sich, die erst in der Addition mit den
anderen so eine Art „plastische Kollektiv-Identität“ ergab. Die Comics,
wie der Film zielen daher meines Erachtens auf ein eher junges Publikum
und können (und wollen) daher wohl dem Vergleich mit „Spiderman“ nicht
standthalten. Als „Kinderfilm“ hingegen ist Fantastic Four von der
Technik bis hin zur „Moral“ wiederum sehr gut gelungen. Beeindruckend
fand ich vor allem die Maske Ben Grimms (keine CGI!).

(Eine Fußnote und Arbeitsnotiz für mich: Bei „Fantastic Four“ ist mir
zum ersten Mal aufgefallen, in wie vielen Filmen seit 2001 New York vor
der Zerstörung durch „böse Mächte“ gerettet wird. Da scheint sich seit
dem terroristischen Angriff auf die Stadt eine neue Art
„Godzilla-Phänomen“ zu entwickeln. Wer Filme kennt, die dieses Motiv
bedienen, kann sie mir ja hier mal nennen.)

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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6 Antworten zu Fanta Vier

  1. Thomas sagt:

    New York ist doch eigentlich schon seit je her im Kino ein Schauplatz für interplanetarische oder -dimensionale Übergriffe. King Kong, Ghostbusters, etc. pp. – die Liste ist sehr lang. Dass in jüngerer Zeit die Dichte zwischen zwei solchen „New-York-Filmen“ etwas höher liegt, liegt vielleicht auch einfach an der Fülle an Marvel-Adaptionen in den letzten Jahren, deren Figuren ja meistens in New York leben und dort ihr Werk verrichten. Eine Post-9/11-Spezifik würde ich hier nicht unbedingt sehen, da sozusagen ab Werk als Schauplatz implementiert. Allerdings interessant wäre wohl die Frage, wie die Filme nun im einzelnen mit ihrem Spielort und den daran geknüpften Erwartungen seitens des Publikums umgehen.

    Warum nun gerade New York häufig zum Schauplatz apokalyptischer Absichten höherer Mächte wird, werde ich vielleicht – will nicht zuviel versprechen – demnächst in einer Hausarbeit erörtern. So’ne kleine Theorie habe ich schon, nichts weltbewegendes, aber will sie deshalb, bis zum Ende der Arbeit jedenfalls, trotzdem erstmal für mich behalten. 😉

  2. Thomas sagt:

    liegt vielleicht auch einfach an der Fülle an Marvel-Adaptionen in den letzten Jahren, deren Figuren ja meistens in New York leben und dort ihr Werk verrichten.

    Der Satz ist etwas schief geraten. Ich meine: Die Figuren der Marvel-Comics haben ihren Lebensmittelpunkt für gewöhnlich in New York.

  3. Stefan sagt:

    Auf deine Theorie bin ich gespannt. Dsss NY eine hohe symbolische und historische Bedeutung hat, ist klar und dass es synekdochisch für Amerika steht, wohl auch. Nichts desto trotz würde mich eine empirische Verdichtung interessieren (ob es seit 2001 eine gibt). In welcher Zeit wurde die Stadt im Film wie oft angegriffen und gerettet? Es ist ja schon auffälig, dass sowohl bei F4 als auch bei Spiderman die Bevölkerung ihre Retter öffentlich freiert (und dass bei F4 sogar die „echten Helden“ New Yorks, die Feuerwehrleute, gerettet werden).

    Zu den Comic-Adaptionen: Schlag mich tot, aber mehr New Yorker Helden als die F4 und Spiderman fallen mir im Moment gar nicht ein.

  4. Karsten sagt:

    Nicht unbedingt New York, aber „Krieg der Welten“ war in seiner Bildsprache der für mich bisher markanteste Beitrag zu den Terrorakten 2001. Spielberg bedient sich ausserordentlich geschickt einer Dokumentations- bzw. „Nachrichten“-Ästhetik, die in nur durch den massiven CGI-Einsatz möglich ist. Ist in den „alten“ Katastrophen-Filmen wie „Independence Day“ die Kamera-Arbeit noch ersichtlich um einen best. Effekt konzipiert, geht Spielberg den umgekehrten Weg und inszeniert die Effekte mit einer ungewohnten Beiläufigkeit, in der das (Kamera-)Bild an erster Stelle steht – und dann der Effekt. Dieser Ansatz, in Verbindung mit wenig Schnitten und der betont rohen Kamera-Arbeit vermittelt meiner Meinung nach wie nie zuvor ein „Live“-Erlebnis und ist in ihrer suggerierenden Authentizität der bisher unmittelbarste Kommentar im Mainstream-Kino zum 11. September…

  5. Thomas sagt:

    Ja, Karsten, Zustimmung – ist mir ähnlich auf aufgefallen. Überhaupt natürlich die Motive – das abgestürzte Flugzeug beispielsweise. Gewissermaßen ja der „blinde Fleck“ der 9/11-Berichterstattung wird hier schmerzhaft ins Bild gezerrt. Wobei interessanterweise – aber der Film baut ja sein Spannungsverhältnis auf das Verhältnis von „Sehen/Nicht-Sehen/Nicht-Gesehen-werden“ auf – der Moment des Absturzes selbst unsichtbar bleibt und als Absturz überhaupt erst im Nachhinein verifiziert wird (mit besonderer „Hinblick-Strenge“ dann). Und dann natürlich die Borde mit den Vermisstenanzeigen – sehr deutliche Reminiszenz an die noch wachen Bilder. Spannend dahingehend natürlich auch „Day After Tomorrow“.

    Wg. Adaptionen: Ich meinte ja auch eher die Vorlagen. Der Punisher beispielsweise lebt in New York und verlor seine Familie im Original ja auch im Central Park. Daredevil hat seine Kanzlei dort und überhaupt hausen halt – im Gegensatz zur DC-Konkurrenz – fast alle aus der Marvel-Sippe im „Big Apple“. Liegt ja auch nahe: Der Verlag steht mitten in Manhattan und lässt seine Figuren regelmäßig in der eigenen Nachbarschaft Abenteuer erleben.

    Ja, das mit dem „Feiern“ meinte ich eben auch oben. Interessanter als die Beobachtung, dass ’nun‘ New York im Blickfeld steht (was ich, wie gesagt, eher für die Fortsetzung einer etablierten Tradition halte), ist die Frage, wie die aufgrund ihrer Vorlage dahingehend geografisch determinierten Filme mit ihrer Lokalität nach 9/11 und dem dadurch verschobenen New-York-Bild umgehen.

    New York als Sinnbild für die USA halte ich allerdings für etwas voreilig. Ganz im Gegenteil genießt New York ja in den USA keineswegs den Ruf einer Repräsentation der USA, sondern gilt eigentlich eher als „zu europäisch“ und verkommen (vgl. Woody Allen von wegen „In Kalifornien halten uns alle für kommunistische, homosexuelle, jüdische Pornographen, etc.“, oder auch Lovecrafts Abneigungen gegen die Stadt). Der Rahmen, den ich zu setzen gedenke, wäre ohnehin ein kulturhistorisch viel weiter gefasster und zielt auf grundlegendere Motive der Apokalyptik in judeo-christlicher Tradition.

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