Das Gritli, der Komissär und Schrott

Es geschah am hellichten Tag (D/CH/E 1958, Ladislao Vajda) (DVD)

Der letzte Film, den ich für die „Klassische Phase“ (1945-60) des
Serienmörderfilms untersuche, ist gleichzeitig eine großartige
Überleitung in die „Moderne“.


Auffällig ist hier unter anderem die auf den ersten Blick dichotome,
beim genauen Hinsehen aber dialektische Beziehung zwischen Täter und
Ermittler. Mit schöner Regelmäßigkeit wiederholt Matthäi die Blicke und
Handlungen Schrotts – oder nimmt diese vorweg. Es gibt etliche
Einstellungen, die beide bei der selben Tätigkeit – zumeist Kinder
beobachten – zeigen. Die psychotische Fixierung des Serienmörders
findet ihre Entsprechung in der des Ermittlers, der (zumindest bei
Dürrenmatt) auch auf seine eigene Biografie keine Rücksicht mehr nimmt.
Die Verundeutlichung der moralischen Positionen von Täter und Ermittler
(ein Erbe des Film noir) scheint mir ein konstitutives Element des
Serienmörderfilms (bis hin zu Finchers „Seven“) zu sein.

Eine Frage, die der Film bei mir aufgeworfen hat, hängt mit der
Produktion zusammen: Zur Charakterisierung des Täters und wohl auch
zentral für das Gespräch Matthäis mit seinem Psychiater-Freund Manz
wurde ein psychologischer Berater zum Film hinzugezogen. Die Titel
weisen diesen als „Prof. Dr. A. Glaus“ aus. Eine Google-Recherche führt
zu dieser Seite.
Dort wird über den Züricher Psychiater Alfred Glaus nichts Gutes
berichtet. Und in gewisser Hinsicht finden sich auch Anhaltspunkte für
die recht rabiate Sichtweise und Vorverurteilung des Täters in den
Ausführungen des Filmpsychiaters. Weiß jemand, ob es sich beim
Filmberater um diesen Alfred Glaus gehandelt hat?

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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