Der Drachentöter (Dragonslyer, USA 1981, Matthew Robbins) (DVD)
Abermals ein Wiedersehen mit einem Film, den ich viel besser in
Erinnerung hatte, als er letztlich ist. Für 1981 ist Robbins
„Dragonslayer“ vor allem ein technisch ausgefeilter Fantasy-Film mit
Creature-Effekten, die für damalige Verhältnisse zu den besseren
gezählt haben dürften. Dafür hapert es beim Plot mit der
Progressivität: Äußerst eindimensional wird die Geschichte des jungen
Zauberlehrlings Galen erzählt, der nach dem Tod seines Meisters einen
Auftrag annimmt. Der letzte Drache muss getötet werden. Galen wird
immer wieder darauf hingewiesen, dass mit dem Tod des Drachen auch die
Magie (also seine Existenz als Zauberer) endet und ein neues Zeitalter
anbricht.
Wie dieses Zeitalter beschaffen ist, darüber schweigt sich
„Dragonslayer“ jedoch keineswegs aus: Die Zarten Knospen der
Christenheit sprießen schon recht bald – in Form des Brother Jacobus –
in die Filmhandlung. Er deutet das Erscheinen des Drachen (aus der
Unterwelt) als teuflische Strafe für die Sünden der Menschen um und
„entzaubert“ den Mythos auf seine eigene Weise. Immer mehr der
furchtsamen Menschen schart Jacobus um sich. Aus der Auflehnung gegen
das zynische Edikt des Königs (dass dem Drachen zwei Mal pro Jahr eine
Jungfrau aus dem Volk geopfert werden muss – nur dessen eigene Tochter
davon verschont bleibt) wird so ein Erdulden der doppelten
Ungerechtigkeit als „Strafe“ für die Sünden.
Die einzig unangepasste Figur, das Mädchen Valerian, wird auf andere
Weise in den Schoß der Gesellschaft zurück geholt: Valerian war von
ihrem Vater Zeit ihres Lebens als Junge/Mann verkleidet worden, um der
Opferlotterie zu entgehen. Als der Drache (augenscheinlich) beseitigt
ist, gibt sie ihre Tarnung voreilig auf und kann sich damit auch die
Arme des Helden fallen lassen. Dann erscheint der verschüttete Drache
jedoch erneut und Valerian muss nun mit weiblichem Trost an der seite
ihres Helden stehen.
Fazit: Der Einzug des Guten in die Welt von „Dragonslayer“ wird bezahlt
durch die totale Heteronormativität, die Entzauberung der Mythos und
den Tausch eines feudalen Tyrannensystems durch ein eschatologisches
Heilsversprechen. Die sprichwörtliche Konservativität von Märchen und
Fantasy-Abenteuern, deren Lehrstück-Charakter zeigt sich in
„Dragonslayer“ auf bedauerliche Weise sehr akut – fast schon als
Vermittlung einer Moral.



