»I love this game.«

Death Race (USA 2008, Paul W. S. Anderson) (Presse-DVD)

Von Anderson ist man es ja gewohnt, solide inszeniertes Trash-Kino vorgesetzt zu bekommen. Daher besteht eigentlich auch kein Anlass zur Beschwerde, wenn man weiß, worauf man sich mit „Death Race“ einlässt: Der Film erzählt eine einfache, gradlinige Geschichte über einen Ex-Rennfahrer, der im Amerika der Zukunft des Mordes an seiner Frau bezichtigt wird, ins Gefängnis kommt und dort zu einem „Death Race“-Fahrer wird, um wieder freizukommen. Die privatisierte Gefängnisleitung betreibt nämlich ein äußerst lukratives TV-Programm, in dem die Gefängnisinsassen mit aufgemotzten und bewaffneten Autos um ihr Leben und ihre Freiheit fahren. Dass unser Held nicht ganz ohne Verschulden der Gefängnisdirektorin hinter Gittern gelandet ist, macht den dramatical point der Geschichte aus.

Viel mit seiner Vorlage „Death Race 2000“ von Paul Bartel scheint der Film nicht zu tun zu haben (ich kenne Bartels Film nicht, aber die Texte dazu lassen etwas ziemlich anderes erwarten). Anderson begrenzt seine Utopie auf einen „medial verseuchten totalen Kapitalismus“ wie man ihn schon Filmen wie „Running Man“ oder „Millionenspiel“ kennt. Weit darüber hinaus reicht der situative Kontext dann auch nicht, also lohnt es sich eher, auf die Inszenierung und die für Andersen typischen „Gadgets“ zu achten – und hier gewinnt „Death Race“ eindeutig an Fahrt: Sagenhaft inszenierte und montierte Autorenn-Szenen, gefilmt in düsteren, farbarmen Bildern und zu einem brachialen Elektro/Rock-Soundtrack geschnitten. Der Film lässt einem diesbezüglich kaum eine Atempause. Falls man die doch einmal bekommt, fällt vielleicht auf, wie stark „Death Race“ von der Videospiel-Ästhetik beeinflusst ist. (Anderson ist seit „Alien vs. Predator“ mit dieser Schnittstelle ja bestens vertraut.) Damit sind nicht nur die Aktivierung der Waffen- und Verteidigungssysteme im Rennen gemeint (die Fahrer müssen über leuchtende Flächen fahren, um die „Zusatzfunktionen“ ihrer Fahrzeuge freizuschalten), sondern auch die Darstellung des Rennens überhaupt.

deathrace

Als „Filterung“ dient dem Film hier die „doppelte Blick“ (A. Islinger) auf die Fernseh-Show, die (folgerichtig) genauso heißt wie der Film: „Death Race“. Die Art, wie die Fahrer des Rennens hier vorgestellt werden, erinnert stark an Rennspiele a la „Need for Speed“, die Überblicksperspektiven und Kartenfunktionen bilden ebenfalls einen wichtigen Teil der Videospielästhetik der TV-Show und nicht zuletzt mutet das ganze ästhetische Rahmenkonzept der Show das Hauptmenü eines Videospiels an. Nun gibt es natürlich längst ein Spiel, das „Death Race“ heißt; das hat mit Andersons Film (wie auch mit dem von Bartel) nur gemeinsam, dass Autos hier wir dort als Waffen eingesetzt werden. (Das ist ja im Übrigen eine schon bei Virilio auftauchende Analogie.) Markant an dieser crossmedialen Verschränkung ist daher, dass das Automobil in deren Zentrum steht und sich mir abermals als ein „Vehikel“ zeigt, das gleichermaßen Orte und Diskurse miteinander zu verbinden in der Lage ist.

Zu gegebener Zeit werden ich auf die Frage der Metaphorik von Automobilität in Film und Videospiel noch einmal eingehen (da müssen dann neben „Death Race“ natürlich auch andere Hybride wie „Speed Racer“ auf der einen und „GTA“ und „Burnout“ auf der anderen Seite angesprochen werden.)

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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