Stanislas-André Streeman: Der Mörder wohnt in Nr. 21

Weil ich wissen wollte, ob eine im kürzlich gesehenen Film enthaltene
mise-en-abyme aus der literarischen Vorlage stammt, habe ich mir das
Buch von Stanislas-André Streeman sehr günstig (3,50 Euro) bei Amazon im z-shop bestellt. Heute ist es gekommen.

Sehr interessant ist nicht nur, dass die gesuchte Szene nicht im Buch
ist, sondern dass der Stoff für den Film vollständig umgearbeitet
wurde. Im Film (von 1941) finden die Morde in Frankreich statt, im Buch
(von 1939) ist es London: Bei „Nacht und Nebel“ macht sich der
Serienmörder „Mr. Smith“ auf die Suche nach Opfern. Er verbirgt sich
tagsüber unerkannt in einer Familienpension.

Die Allusionen an Marie Belloc Lowndes 1913 erschienen Roman „The
Lodger“ sind schon recht auffällig. Dennoch glaube ich nicht, dass
diese Anlehnungen unbedacht oder gar in plagiierender Absicht geschehen
sind. Vielmehr mixt der Autor etliche Klischees und sogar Ästhetiken
kriminalistischer Erzählungen. Besonders schön (und für meine Zwecke
interessant) ist eine Metalepse zum Ende des Romans: Kurz vor dem
Kapitel, in dem der Mörder entlarvt wird, schiebt der Autor einen
Kasten in den Text, in dem er ihn anspornt, mitzusuchen. Am Ende des
Kapitels kommt ein zweiter Kasten, in dem der Autor fragt, ob man (der
Leser) denn fündig geworden sei.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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