El Orfanato (Spanien/Mexiko 2007, Juan Antonio Bayota) (Filmhaus Köln)
Als Schluss des Symposiums „Die dämonische Leinwand“ wurde ein Sneak-Preview des im kommenden Februar startenden Gruselfilms „El Orfanato“ gebracht. Der Film steht in der jungen Tradition an der Gothic Novel orientierter spanischer Horrorfilme („Los sin Nombre“, „The Others“, …) und weist in vielem doch darüber hinaus. Zum Einen gelingt es ihm, seinen Grusel viel enger als die Vorgänger an das moralische Drama der Erzählung zu koppeln bzw. viel konsequenter daraus abzuleiten. Hatte ich vor allem bei „Darkness“ und „The Others“ oft den Eindruck, die Eltern-Kind-Konflikterzählung diene allenfalls als Behelf, den eigentlichen Horror-Plot zu motivieren, so verfährt „El Orfanato“ durch seine Umgewichtung des Verhältnisses zwischen Motivation und Effekt ganz anders herum. Hier ist es so, dass wir uns als Zuschauer von der weiblichen Hauptfigur entfremden, gerade weil sie die Spuk-Situationen nicht als bedrohlich empfindet, weil sie die Nähe der Geister sucht – bis wir schließlich erkennen müssen, dass das alles eine gewaltige neurotische Parabel ist. „El Orfanato“ wird sicherlich ein sehr erfolgreicher Film werden. Es ist ihm zu wünschen, denn er ist handwerklich perfekt, inhaltlich hochinteressant und eine gelungene Variation und Transzendierung von Genre-Motiven.



