Stomboli (Italien 1950, Roberto Rossellini) (DVD)
Zehn Jahre ist es jetzt her, dass ich Rossellinis „Stromboli“ zum letzten Mal gesehen habe und der Film wirkt immer noch so auf mich, wie beim ersten Mal. Mit welch unglaublichem optischen Spürsinn er Ingrid Bergman als die große Andere dieser Kultur und auch Filmkultur inszeniert! Ihre blasse Haut, ihr blondes Haar lassen sie im Sonnenlicht der Mittelmeerinsel über alles andere – vor allem aber über die Bewohner ihrer Zwangsheimat – strahlen.

Man ahnt, welche magische Anziehungskraft die Filme Rossellinis auf die Kritiker der Nouvelle Vague ausgeübt haben mögen, wenn man sieht, mit welcher Treffsicherheit der Italiener hier, dadurch dass er die Hollywood-Schauspielerin in seinen neorealistischen Diskurs holt, gleichzeitig auch einen Zusammenstoß dieser beiden Filmsysteme verursacht: Bergman ist die Diva, deren egomanischer, unnahbarer, modebewusster Figurencharakter auf die „Realität“ des europäischen Nachkriegskinos aufprallt.

Man fühlt sich an Godards „Le Mépris“ erinnert – nur dass Rossellini wesentlich subtiler darin ist, diesen Konflikt zu schüren und zu inszenieren. Schon damals hat mich die Nähe des Sujets zum Sisyphos-Mythos interessiert und auch bei der zweiten Sichtung möchte ich noch nicht davon abrücken, zumal mir das Hadern mit dem Glauben und die wachsende Liebe „der Fremden“ zu dieser Landschaft aus Rauch und Asche nun noch eindringlicher in den Sinn gekommen sind.




