Zombi 2 (Italien 1979, Lucio Fulci) (DVD)
Zuerst, da war ich noch ziemlich jung, habe ich Fulcis Filme geliebt, weil sie mir genau das gezeigt haben, was ich sehen wollte und was mir die (inhaltlich viel besseren) amerikanischen Vorbilder vorenthielten: Splatter. Dann, im Zuge meiner filmhistorischen und -ästhetischen Emanzipation, habe ich Fulcis Filme gehasst, weil sie mir scheinbar nur das gezeigt haben, was andere Filme (die inhaltlich besseren) mir nicht zu zeigen brauchten: Splatter. Zuletzt habe ich Fulcis Filme wieder liebgewonnen, weil sie – etwa im Vergleich zu denen Lenzis oder Matteis – nie vorgebeben haben, etwas anderes, mehr oder wenigez zeigen zu wollen als sie letztlich zeigen und doch so vielen offenbart haben, was sie gar nicht zu zeigen brauchten.
Und weil sie darin eine so suggestive, fast surrealistische Kraft entwickeln, wie sie (außer vielleicht bei D’Amato und Argento) bei keinem anderen italiensichen Splatterfilm-Regisseur jener Zeit zu finden ist. „Zombi 2“ ist sicherlich nicht das Paradebeispiel für das, was ich meine (besser hierfür wären „L’Aldila“ oder „Das Haus an der Friedhofsmauer„), aber in eingen Grundzügen lässt sich durchaus erahnen, dass Fulcis Visionen von einem Weltuntergang voller Horror durchaus erschreckendes Potenzial besitzen:
Wenn im Prolog und kurz vor dem Epilog der resignative Schluss gezogen wird: „Hier gibt es nichts mehr zu tun. Das Schiff kann ablegen.“ Wenn sich der Blick des Zuschauers in den expliziten Detailaufnahmen von zerstörten Augen oder alptraumhaft langsamen Zeitlupenaufnahmen sich aufrichtender Leichname verfängt. „Zombi 2“ ist in diesen Szenen schrecklich-schön, weil der sein unerklärtes Grauen auf den Zuschauer loslässt, der es hassen oder lieben kann, vor solch vollendete Tatsachen gesetzt zu werden. In Fulicis Filmen steckt so vieles, was mir über jene Zeit die Augen geöffnet hat, über die Art und Weise der damaligen Angst vor dem Körper, seiner Zerstörung und dem Aufbruch seiner Intimsphäre (in den Close-ups der Schmerz-Szenen) und was den Beteiligten jener Zeit vielleicht gänzlich verschlossen blieb, weil ihnen (nicht nur angesichts der Nahaufnahmen!) der Abstand gefehlt hat.



