Mother’s Day

28.03.04… Muttertag (DVD)

Ein schönes Beispiel dafür, wie man mit einem Film „wächst“: Mein allererster Eindruck war noch im Wesentlichen von der Gewalt, die von den Brüdern und dann von den sich rächenden Frauen ausging.

Doch gestern Abend habe ich eine Komödie gesehen! (Es hat auch einige Zeit gedauert, bis ich Evil Dead als reine Komödie
erkannt habe.) Ob das nun alles freiwillig oder unfreiwillig komisch
war, was da passiert ist und welchen Stellenwert dabei die verhunzte
deutsche Synchro („Vielleicht gibt uns ja jemand unserer neuen Brüder
einen Lift“) hat, kann ich derzeit nicht bewerten.

Aber die
Ernsthaftigkeit kann man dem Film schon absprechen, wenn man sich
allein einmal auf die Struktur der Charakterissierung konzentriert und
sich zudem die Details ansieht: Das ganze Haus, in dem die Mutter mit
ihren beiden Jungs wohnt, ist voller Bodybuilder-Magazine, Männerposter
und Fitnessgeräte. Ob diese homophilen Ausstattungsgegenstände wohl den
frauenfeindlichen Aspekt der Geschichte unterstützen sollten? Sicher
ist, das ihnen ein Bild ziemlich emanzipierter (aber im positiven
Wortsinn!) Frauen entgegen gestellt wird, dass dem maternalistischen
Prinzip diametral entgegen steht. Beide Modelle karikieren sich
gegenseitig.

Die Frauen stehen hier für die vollendete, sich
vollendende, bzw. bereits überschrittene Adoleszenz, die der Jugendzeit
hinterher trauert; die Männer für ds genaue Gegenteil. Sie werden nicht
nur als „Jungs“ bezeichnet, sondern auch als solche inszeniert: Sie
raufen, streiten sich und machen infantile Witzchen, wollen in der
Konsequenz ihrer Handlungen und gegenüber der Mutter jedoch gern als
erwachsen gesehen werden.

Damit wird natürlich auch das
Gefälle zur recht martialischen Gewalt kontrastiert: spielende Jungs,
die ihr Spiel ganz plötzlich für eine grausame Vergewaltigung
unterbrechen und sich in Sex-Monster verwandeln. Und genau darin liegt
meines Erachtens die „Pointe“: Der unvorhergesehene Umbruch von Spiel
in Gewalt, von Aktivität in passivität ist mechanisch und redundand
aufgebaut wie bei einem Witz: „Komisch ist jede Anordnung von
ineinandergreifenden Handlungen und Geschehnissen, die uns die Illusion
von wirklichem Leben und zugleich den deutlichen Eindruck von
mechanischer Einwirung vermittelt.“ (Bergson)

Jetzt wäre nur noch die Frage, warum Muttertag komischen wirken kann oder will …

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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