Der dreizehnte Affe

Twelve Monkeys (USA 1995, Terry Gilliam) (Blu-ray)

Gilliams Film zählt zu einer der ersten Veröffentlichungen von Concorde auf Blu-ray. Qualitativ hinkt die Scheibe dem, was ich mittlerweile bei Filmen wir „Deja-vu“ oder – ebenfalls von Concorde – „Silent Hill“ sehen durfte, nach. Das Bild ist schwammig, die Farben blass, Konturen oft nicht sauber, Farben laufen ineinander – nicht wenige sehen besser aus. Hinzu kommt, dass die Scheibe keinerlei Extras enthält. Deutscher Ton, englischer Ton, deutsche Untertitel – das war’s. Angesicht der Speicherkapazitäten des Mediums muss man da mehr erwarten können.

Aber abseits von diesen technischen Details war das Wiedersehen mit Gilliams Film ein gelungener. Erstmals ist mir die über weite Strecken subtile, an einer Stelle jedoch auch offensichtliche Auseinandersetzung mit Hitchcocks „Vertigo“ aufgefallen. Cole und seine Psychiaterin sitzen im Kino und planen ihre Flucht. Gezeigt wird „Vertigo“ und Cole erinnert sich an den Film – während sich beide verkleiden: Aus dem ängstlichen Mann soll ein souveräner Tourist werden, aus der brünetten Psychologin seine blonde Gefährtin. Doch wie in „Vertigo“ können sie auch ihrem Schicksal nicht entkommen, das am Ende der Zeitschleife auf sie wartet. Es wäre eine interessante Arbeit, die Temporalstruktur beider Filme einmal einander gegenüber zu stellen.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
Dieser Beitrag wurde unter Filmtagebuch veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

4 Antworten zu Der dreizehnte Affe

  1. EmmJay sagt:

    Streng genommen präsentiert Twelve Monkeys ja gar keine Zeitschleife. Wenn ich mich recht erinnere, wird den ganzen Film über die Unveränderlichkeit der Zeitlinie betont, weshalb Cole auch nicht den Outbreak verhindern, sondern nur ein reines Virus mit in die Zukunft bringen soll.

    Fürs Storytelling wurde da auch etwas geschummelt, wenn man das so sagen darf, indem das zweite Telefonat genau zum rechten Zeitpunkt in der Zukunft entschlüsselt werden konnte, um für den Rest der Story in der Vergangenheit relevant zu sein.

  2. Für Cole ist das durchaus eine Zeitschleife, wenn er sich selbst als Kind am Flughafen wiederbegegnet und sich dessen Biografie bis hin zu dem Punkt hin entwickelt, bis er sich am Flughafen wieder begegnet, …

    Aber über die Kausalität und Physik solcher Filme muss man ja ohnehin nicht diskutieren. Interessant ist vor allem, wie sich durch eine solche Schleifenstruktur die Narration in sich selbst aufnimmt.

  3. EmmJay sagt:

    Die Zeitschleife entsteht aber doch erst für uns beim Zuschauen. Für Cole ist das alles linear: Er wird geboren, wächst auf, mit 8 Jahren sieht er am Flughafen einen Mann sterben, dann vernichtet ein Virus fast die gesamte Bevölkerung. Er ist unter den Überlebenden und wird schließlich mittels Zeitreise (und ein bisschen hin und her) zu dem Flughafen geschickt, wo er vor den Augen eines 8-jährigen Jungen stirbt.

    Will sagen: Für jede Cole-Instanz ist sein Leben linear; nur für uns, die wir wissen, wie die Verbindungen sind, sieht es aus, als wäre es eine Art Schleife, weil wir unseren Fokus im Moment von Coles Tod auf den jungen Cole übertragen.

  4. Wie gesagt: Über diese Logik lässt sich trefflich streiten – aber es führt zu nichts. Ich könnte entgegenhalten, dass die Deja-vus, die sowohl Cole als auch seine Psychiaterin haben an die Situationen haben, eine Sinnbeziehung zwischen dem, was war und dem was ist oder sein wird, darstellen. Die Zeitschleife entsteht im Erzählzusammenhang dann sehr wohl – wenn man die Erinnerungsbilder ontologisch nicht von den „Realbildern“ des Films trennt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.