Caché (F/A/D/I 2005, Michael Haneke) (Kino im Museum Ludwig)
Im Rahmen des Evangelischen Krichentags, der derzeit in Köln stattfindet, war ich gestern Abend auf einer Filmvorführung mit anschließender Podiumsdiskussion, an der auch mein Doktorvater Michael Wetzel teilgenommen hat. Gezeigt wurde Hanekes „Caché“ und ich war gleich doppelt überrascht, wie trivial die Erzählung und gleichzeitig ausgeklügelt die Ästhetik des Films ist.

„Caché“ verunsichert beständig über den Grad der filmischen Verschachtelung, weil der Film-im-Film oft ohne „establishing shot“ leinwandfüllend gezeigt wird und für den Zuschauer so zum Film selbst wird. Dass die Protagonisten genau dasselbe Problem haben, stellt sich recht bald heraus: Obwohl sie den sie filmenden Kameras gegenüber stehen oder an ihnen vorbei gehen, bemerken sie sie nicht. In obigem Screenshot etwa müsste eine Kamera etwa innerhalb des von mir eingezeichneten roten Kreises zu sehen wein, weil später eine Aufzeichnung aus der Perspektive hinter dem Protagonisten auftaucht. Aber weder er noch wir sehen hier eine Kamera – wohl aber wird uns die nächste Szene aus der Perspektive hinter dem Mann gezeigt.
Während der Podiumsdiskussion wurde dieses Phänomen an psychoanalytische Phänomene wie „Deckerinnerung“ und „Verdrängung“ gekoppelt. Das hat meines Erachtens nur teilweise funktioniert, weil das Wissen über das, was geschehen ist, ja selbst den filmischen Mechanismen der Verunsicherung unterworfen war.
Prüfbar fände ich eine Mise-en-Abyme-Struktur, bei welcher der Film-im-Film nicht das Werk eines der Protagonisten ist (die beiden Infragekommenden streiten ihre Beteiligung an der Film-im-Film-Entstehung ja ohnehin ab), sondern bei der Das Bild vom Blick des Zuschauers ins Private sich selbst in der Diegese des Films wiederfindet. Das Problem, nicht zu wissen, woher die sehr privaten Aufzeichnungen stammen, könnte sich damit als ein Problem der medialen Membran erweisen: Die Figuren des Films wissen nicht, dass sie von uns beobachtet werden; in „Caché“ verlieren wir jedoch unseren „unerkannten Beobachterstatus“ und unser Blicken wird für die Protagonisten sichtbar.




Noch eine mögliche Lösung des Film-im-Film-Problems wäre dahinter ein Auge Gottes zu vermuten. 🙂 Das würde auch zum Gewissenskonflikt passen, der durch die Aufnahmen ausgelöst bzw. aktiviert wird.
Diese Interpretation wäre mir in vielerlei Hinsicht zu „voraussetzungsreich“.