Freud’sche Fehlleistung

Gestern bei meinem Weg durch Köln entdeckt:

Gerade die "Bild"-Zeitung, Deutschlands Hetzorgan fürs Lumpenproletariat, das keine Gelegenheit auslässt um vorsätzlich oder fahrlässig Lügen zu verbreiten und Menschen psychisch zu zerstören, wirbt mit einer Fotografie Sigmund Freuds, um ihre eigene "Wahrheitsliebe" auch noch als "Mut" zu illustireren?

Oh Mann! Vor dem Zugriff der Nazis konnte Freud 1938 fliehen – vor dem Zugriff der "Bild"-Zeitung gelingt ihm dies leider nicht mehr. Ich frage mich, wer dem Springer-Verlag die Nutzungsgenehmigung für diese Fotografie gegeben hat. 🙁

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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17 Antworten zu Freud’sche Fehlleistung

  1. EvaS sagt:

    Einstein haben sie ebenfalls für dieselbe Werbekampagne bemüht… Na ja, jetzt sind wir auf die Wahrheit gespannt, die uns offenbart werden soll. 🙂

  2. kasi sagt:

    Gestern hätte es mich – via in der Staßenbahn vorbeifahren, es nicht fassen wollen und bestätigen müssen – fast den Kopf gekostet. Einer meiner ersten Einfälle warst dann auch du: Wie sehr einen auch was versehrt, es gibt immer wen, den trifft es sicher härter.

    Und grade als ich denke: Interessant, dass mir ebensowenig der Einstein untergekommen ist (Freud hingegen dauernd)?!, fällt mir ein: Die Ikone Einstein (mit Zunge?) hätte man noch eher erkannt … Wenn nun Freud (und wer noch …) immerhin auf dem Plakat benannt ist, stellt sich mir dennoch die Frage: Wer versteht die Anspielung aufs Konzept der ‚wissenschaftlichen Revolution‘, kann das hernach runterechnen als Metapher auf ‚Enhüllungsjournalismus‘ (was schwer ist, weil die Metapher nicht funktioniert), bezieht dies nun wieder auf die werbende Zeitung (ohne kognitive Dissonanzen), und käme generell noch als potentieller Bild-Leser in betracht? Gibt es solche Rezipienten? Funktioniert die Kampagne?

  3. kasi sagt:

    Oder anders formuliert: Die Kamapagne scheint von bescheidwissenden Unkonzentriereten konzipiert zu sein, wo doch unwissende Hochkonzentriete dafür vonnöten gewesen wären …

  4. EvaS sagt:

    Nein, Einstein war ohne Zunge. Bist du vielleicht auch auf die Plakate mit Martin Luther King gestossen? 🙂

  5. kasi sagt:

    Nein, tatsächlich nur (dafür oft) Freud. Ich hab keine Ahnung, warum. Es wäre aber nicht das erste Mal, dass nur eines, oder wenige Motive hier plakatiert würden. Ob das am Ort liegt?

    (Aber Martin Luther Bild X-( )

  6. EvaS sagt:

    Jetzt muss ich wohl die ganze Wahrheit aussprechen: Ghandi war auch da. 🙂

  7. kasi sagt:

    Hehe, das ist so nett gesagt, da kann ich mich gar nicht drüber aufregen 🙂

  8. Toureiro sagt:

    …und Galileo muss auch herhalten.

  9. kasi sagt:

    Galilei? Ist wohl dem Brecht-Jahr geschuldet …

  10. Stefan sagt:

    Das haben sie sich natürlich nicht selbst einfallen lassen, sondern von einer alten Apple-Kampagne („Think different!“) abgeguckt.

    http://www.cupertino.de/pages/filme/mov_18/td.html
    http://www.dougintosh.com/posters/art-prints/index.html

  11. Michael sagt:

    Vielleicht erwartet und ja ein kompletter Redaktionswechsel bei der Bild-Zeitung und demnächst schreiben die Zeit- und FR-Redakteure für das Revolverblatt. Anders kann ich mir die Kampagne nicht erklären.

  12. texturmutant sagt:

    Die Metapher funktioniert in dem maße, als man allen Größen der wissenschaftlichen Revolution zunächst den Bruch mit dem bis dato Etablierten zum Vorwurf gemacht hatte, bevor man schließlich den Genius anerkannte. Wer weiß, vielleicht entdeckt sich die Bild demnächst als solides Wissenschaftsjournal, daß all die Jahre unter dem Deckmantel des Boulevardjournalismus wissenschaftliche Langzeitstudien zum Thema „Massenmanipulierbarkeit in Zeiten der Vernunftprothesen“ betrieben hat, dann klärt sich auch die Rezipientenfrage relativ schnell. Die Bildzeitung wäre dann neben Hegel sowas wie die absolute Klolektüre.
    Sag mal ist das nicht die Haltestelle Zülpicher Platz?

  13. Stefan sagt:

    *LOL* großartig!!!

    Ja, das ist sie.

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