Der Apfel (Sib, Iran 1998, Samira Makhmalbaf) (Filmfest München)
Ein Vater sperrt seine beiden Töchter von Geburt an ins Haus, damit sie nicht den „Gefahren der Freiheit“ ausgesetzt sind. Das Sozialamt beendet diesen Zustand schließlich. Samira Makhmalbaf kommt es nicht darauf an, die Umstände anzuklagen, die zur Einkerkerung der Mädchen geführt haben. Dass der Glauben, auf dessen Basis der Vater sein Handeln rechtfertigt, falsch ist, steht außer Frage: Das gesamte soziale Umfeld der Familie hat kein Verständnis für diese Maßnahme. Es geht dem Film auch nicht darum, eine Kaspar-Hauser-Geschichte zu erzählen (die bei den zwölf Jahre eingesperrten sicherlich zu erzählen wäre), sondern darzulegen, welche Lebensenergien die beiden Mädchen die langen Jahre zu unterdrücken hatte. „Der Apfel“ erzählt die Geschichte der Befreiung und der befreiten Mädchen mit versöhnlichem Humor, klagt nicht an, sondern fordert auf.



