Der Tag, an dem ich zur Frau wurde (Roozi ke zan shodam, Iran 2000, Marziyeh Meshkini) (Filmfest München)
“Der Tag, an dem ich zur Frau wurde” ist ein gleichermaßen mutiger wie trauriger Film über die Situationen seiner drei Protagonistinnen, die für drei Lebensabschnitte von Frauen im Iran stehen. Den wunderschönen Bildern, mit Humor und Leichtigkeit eingefangen, stehen die Schicksale, die sie abbilden, entgegen, die mit zusehendem Verlauf der Filmhandlung immer irrealer, damit aber auch immer sinnbildhafter werden. Scheint die erste Episode noch fast dokumentarisch das Leben des Mädchens für den wichtigen Augenblick der “letzten Stunde der Kindheit” zu konservieren, so bedient sich Mahekini bereits in der zweiten Episode einer Metapher, die schon ihr Mann im “The Cyclist” verwandt hat: Das Fahrrad steht hier wie dort als ein Sinnbild des Aufbruchs, der Flucht aus dem System und als Statthalter für die Modernisierung der Lebensverhältnisse. Nicht ohne Grund sind die Männer, die sich beständig auf die tradierten Regeln der Religion berufen, zu Pferd unterwegs und der Mullah bezeichnet das Fahrrad, mit dem Ahoo ihrer Ehe davonfahren will schließlich sogar als “Gefährt des Teufels”. Beinahe ins Surreale gleitet die letzte Episode, die die alte Hoora schließlich in “Freiheit” zeigt – einer Freiheit, die für sie sinnlos ist, weil sie weder Mann (der sie wohl beerbt hat) noch Sohn hat, mit dem sie ihre neues materielles Glück teilen kann. Ihre am Strand aufgebauten, gerade gekauften Möbel wirken wie Requisiten eines Traumes – als sie sie auf Boote verfrachten lässt, um damit über das Meer zu “einem Schiff” zu segeln, evozieren die Bilder gar Sterbe-Phantasien.



